BILDERGALERIE

„90 Jahre"

Die Vielschichtigkeit eines Themas in unterschiedlichen künstlerischen Manifestationen ist ein Schwerpunkt von Osterwaids Arbeit. Er verbindet dreidimensionale BiLdaspekte mit Klangwelten, indem er visuelle Daten ins Auditive exportiert (z.B. in seiner Werkserie ’sonar Systems‘). Und auch in seiner aktuellen Arbeit erforscht er die Dimension des Raumes als klingender Raum, als realer Raum aber auch als Konzeptraum.
Als künstlerisches Material sichtbar: Papier und Zeichenstift. Das Papier versteht Osterwald dabei weniger als eigenständigen Klanggenerator sondern als zum Tönen gebrachte Unterlage eines abstrakten Konzeptes – hier der architektonische Plan der Gartenanlage aus der zweiten Dekade des vorigen Jahrhunderts.
Der spielerisch kreative Umgang mit dem Liniengerüst in der Aktion des Nachzeichnens der Planskizze führt zum Klang: die Geräusche des Stiftes, der über das Papier reibt, Strukturen nachfährt, sich in dicke Linien verdichtet und an anderer Stelle weitläufig in schneller Bewegung die Dimensionen des Papiers auslotet. Dieser Klang des Nachschaffens wird selbst zur neuen Kreation, indem er hier und jetzt nicht das visuell gezeichnete Endergebnis wiederholt, sondern die Aktion des Schaffens konserviert und somit reproduzierbar macht.

Die tönende Realität des Plans bleibt aber ephemerer Natur, im Gegensatz zur Architektur vergeht der Klang in der Landschaft und hinterlässt nur die Spuren in unserem Gedächtnis. Da die auditiven Spuren aber kongruent mit den Spuren der permanent in den Boden eingegrabene Gartenarchitektur des Vorgebirgeparks sind, entstehen mehrdimensio¬nale Deutungsverhältnisse zwischen Konzept, Realität und mnestischen Phänomenen.
Die Bewegung des Stiftes auf dem Papier wird zu einer durch die Geometrie vorgegebenen Choreographie, die ihre eigene Klang-Musik generiert. Die Bühne des Zeichenstiftes wird durch die Größenmaße des Papiers vorgegeben. Im Park selbst entsteht in der Wiedergabe dieser Klangspuren durch ein achtkanaliges Lautsprechersystem ein Hörraum, der die Abmessungen um das Vielfache vergrößernd sich von der Konzeptdimension in die reale Architekturdimension öffnet. Dem Klangraum gelingt es, sich über die Zeiten hindurch zu bewegen und eine Verbindung von Vergangenheit, Jetztzeit und Zukunft zu evozieren: die Vergangenheit der Gartenplanung durch Fritz Encke 1914, die Jetztzeit, die den Zustand des Parks nach 90 Jahren im Jahr 2004, in dieser Jahreszeit, zu dieser Uhrzeit definiert und schließlich der Verweis in die Zukunft, der durch das Verklingen der Klänge das ‚Danach‘ als eine offen Frage formuliert.

Peter Kiefer

VITA

Vita

1946————–geboren in Oldenburg/Oldbg.

1970-75———-Studium an der Folkwangschule für Gestaltung, Essen

1982-83———-Wilhelm-Lehmbruck-Stipendium der Stadt Duisburg

1993————–Stipendium der Ludwig-Stiftung für Kunst und Internationale Verständigung in Kuba

1997————–Stipendium des Research Institute for Inter-Culture in Seoul/Südkorea

2002————–Stipendium am Europees Keramisch Werkcentrum, s’Hertogenbosch/NL

Lebt und arbeitet in Köln

Werke in öffentlichen Sammlungen

Kunstsammlung Nordrhein Westfalen

Städtisches Museum Leverkusen, Schloss Morsbroich

Wilhelm-Lehmbruck-Museum, Duisburg

Sammlung Ludwig, Ludwig Forum für Internationale Kunst, Aachen

British Library, National Sound Archive, London

Einzel- und Gruppenausstellungen

Adresse

Alteburger Wall 1

50678 Köln

klausosterwald@netcologne.de