BILDERGALERIE

mappingthecity

Wie ein riesiges Zeichen aus einem unbekannten Alphabet, eine prägnante Formation aus Bändern in drei unterschiedlichen Breiten, aus Überkreuzungen, Abzweigungen, Gabelungen, ungefähr parallel ver-laufenden und in unterschiedlichen Winkeln aufeinander treffenden Bahnen bestehend, planvoll und präzise, aber auch willkürlich und frei von Logik oder Berechnung liegt es flach auf dem Rasen des Vorge-birgspark. Schon aus einiger Entfernung ist das intensive Magenta zu sehen zu sehen, wirkungsvoll ist der Kontrast zum umgebenden Grün. Die effektvolle Auslegeware für Messen und Veranstaltungen ist auf dem Rasen ausgebreitet, Innen- und Außen- raummaterialien, Artifizielles und Natürliches treffen in Rita Rohlfings Installationmappingthecity auf einer Fläche von 14 Metern Breite und 21 Metern Länge aufeinander.

Aus jeder Perspektive stellt sich der Zusammenhang von grünen Rasenflächen und magentafarbenen Teppichbändern anders dar, ergeben sich andere Verkürzungen, neue Formdetails. Lesbar im Sinne einer Entzifferung, einer signethaften Konstellation wird das Gebilde nicht. Auch gibt es keine Vorzugsblickrichtung. Von allen Seiten gleich schön erweist sichmappingthecity als offenes Gefüge, dem mittels bloßen Augenscheins keine feste Bedeutung zugesprochen werden kann, ohne dass sie auszuschließen wäre. Die zunächst dominierende Lesart als isoliertem Zeichen wird mit der Zeit von einer anderen Wahrnehmung abgelöst. Sie begreift die Bahnen als Ausschnitt aus einem größeren Ganzen, erkennt in ihnen assoziativ einen Wegeplan. Bestätigt wird diese Sicht vom Titelmappingthecity, in dem Karte und Kartographierung anklingen, ein urbaner Bezug hergestellt wird.

Tatsächlich versetzt die Arbeit von Rita Rohlfing ein Detail des Kölner Innenstadtplans – eine modelLhafte Verkleinerung der Realität also – in einen öffentlichen Park, vergrößert den Planausschnitt um ein Vielfaches, vereinfacht und vereinheitlicht das schon vergröbernde ModelL der Karte, bereinigt es von Gebäuden und Plätzen, bis allein einige Straßenverläufe übrig bleiben, die ein reizvolles, visuell inter-essantes Gefüge bilden. Identifizierbar ist dieser Ausschnitt kaum. Erst ein Blick auf die Arbeitskopien der Künstlerin zeigen, dass es sich bei dieser gewissermaßen gefundenen Form um einige Straßen im Bereich Neustadt Süd handelt; wären die Gebäude nicht alle sorgfältig entfernt worden, so würde in einer Ecke des von Rohlfing gewählten Plandetails auch das im März 2009 eingestürzte Kölner Stadtarchiv zu erkennen sein. So aber reibt sich das bloße Wissen am tatsächlich Sichtbaren, das eine lässt sich nicht mit dem anderen zur Deckung bringen, die Wahrnehmung bleibt auf sich selbst verwiesen. Einziger direkter Hinweis auf das verschwundene Stadtarchiv – und damit auf den nicht nur an dieser Stelle problematischen offiziellen Umgang mit Kunst, dem kulturellen Erbe der Stadt – ist ein Teilstück aus Petra Weifenbachsim ganzen Park verteilter Piktogrammserie Intern. Zeichen. Es zeigt stark stilisiert das Archivgebäude und ist entsprechend im Bereich Severinstraße / Löwengasse platziert. Vor diesem Hintergrund gesehen wird das unlesbare Zeichen, die anonyme Karte, das Ortsimplantat Mapping the City zu einer vom Betrachter individuell aufzuladenden Formation, die angereichert werden kann mit Wissen, Bildern, Erinnerungen. Die nicht zuletzt handelt von Veränderungen – konstruktiven und zerstörerischen – des scheinbar fest Gefügten.

Jens Peter Koerver

VITA

Vita

1964—————-geboren in Bad Oeynhausen

1989-1991———-Studium der Freien Kunst an der Hochschule für Bildende Künste Braunschweig

1991-1992———-Diplom Freie Kunst, Meisterschülerin von Bernd Minnich und Roland Dörfler

1994-1995———-Studium an der School of Visual Arts, New York/USA, Master of Fine Arts

1994-1995———lebt seit 1991 in Köln

Einzelausstellungen (Auswahl)

1999—————Lufttöne, Rauminstallation, Kunstmuseum in der Alten Post, Mülheim an der Ruhr

———————Städtische Galerie Villa Zanders, Bergisch-Gladbach

2001—————Drahtseilakt, Gothaer Kunstforum, Köln

2002—————Rotiichtbezirk, Alte Rotation, Rheinisches Landesmuseum, Bonn

2004—————transparenzen, Verein für aktuelle Kunst / Ruhrgebiet e. V., Oberhausen

——————–morecolour, morespace,Watertoren AK, Vlissingen/NL

——————–ANSCHEINEND,artothek, Köln

2006—————AMBIVALENZ, Kunstsammlung des Landes NRW, Aachen-Kornelimünster

——————–APPARENZA, La Serpara, Civitella D’Agliano/Italy

2008—————ART Karlsruhe,One-Artist-Show, Galerie Carola Weber, Wiesbaden

2009—————Lufttöne, Rauminstallation, Künstlerzeche Unser Fritz 2/3, Herne

2008—————ex cube – das Virtuelle im Konkreten, März Galerie Mannheim,

——————–cube 4x4x4 Rita Rohlfing_konkret, Galerie Voss, Dortmund

——————–steigt und fällt, Galerie Hoffmann, Friedberg

Ausstellungsbeteiligungen (Auswahl)

1998—————69°,KölnKunst, Josef-Haubrich-Kunsthalle, Köln

1998—————Live Art Unplugged 2, Les Bains, Brüssel/Belgien

1998—————Lufttöne, Internationaler Kunstpreis 3D, kunstvereinhürth e.V., Werk P2, Hürth

2003—————farbecht, Rauminstallation Zwielicht, Ludwig Forum für internationale Kunst, Aachen

2005—————Rot als Farbe, Galerie Lausberg, Düsseldorf / Toronto

——————–Raumobjekte, Kunstverein Gelsenkirchen

2009—————fullybooked, eiskalt, Rauminstallation, Projekt HB Hotel Beethoven, Bonn


                         Das UNIVERSUM nebenan, Ausstellung zum 20 jährigen Jubiläum der Stiftung Künstlerdorf Schöppingen des Landes NRW

——————–Lieblingsstücke, HALLE ZEHN, Clouth-Gelände, Köln

——————–open endings, Deutsch-Israelischer Kulturaustausch, Moltkerei Werkstatt, Köln

2009—————mapping the city, Installation, VorgebirgsparkSkulptur, Köln

———————oracle, taf, The Art Foundation, Athen/Greece

Stipendien / Kunstpreise / Biennalen (Auswahl)

1992—————-Dragoco Stipendium für junge Künstler, Rudolf-Jahns-Haus, Holzminden 1994/95

———————-DAAD-Auslandsstipendium, New York/USA

2002/03————Stipendium des Landes NRW, Künstlerdorf Schöppingen

2004—————-Nachwuchsstipendium Bildende Kunst der Kunststiftung NRW

2008—————-openartresidency,Eretria/Greece

2008—————-Kunstpreis 2008 für Bildhauerei, Röher Parkklinik, Eschweiler

2008—————-open endings, ART TLV, Teilnahme an der International Art Biennial, Tel Aviv/Israel

www.ritarohlfing.de