Installation mit Kabeltrommel und Neon
Zufällig treffen ein Regenschirm und eine Nähmaschine auf einem Seziertisch zusammen! Solches erzählte der französische Poet Isidor Ducasse in seinen „Chants de Maldoror“ und avancierte mit dieser scheinbaren Absurdität nicht nur zum Spiritus Rector der Surrealisten, sondern generell zum vielzitierten Ahnherrn unerwarteter gestalterischer Begegnungen und wahrnehmungsirritierender Konstellationen. Auf eine ähnliche surreale Überraschung trifft man an einem Septembersonntag auch im Kölner Vorgebirgspark, genauer: in seinem „Entree“, dem schattigen „Baumgarten“. Dort, wo man eigentlich Erholung vom Alltag sucht, steht unter Bäumen eine riesige, fast drei Meter hohe Kabeltrommel, wie man sie von Straßenbauarbeiten her kennt. Nur, was hat sie hier im Park verloren? Schon aus der Ferne wird ersichtlich, dass sie leer ist. Doch, wer hat sie hergerollt und dann einfach auf dem Parkweg stehen lassen? Es war Bruno Gronen mit seinen kräftigen Helfern gewesen!
Als erfahrener Bildhauer, der bestens mit dem Raum zu gestalten weiß, hat Gronen die von Wind und Wetter sowie von zahlreichen erledigten Aufträgen geprägte Holzrolle im paradierenden Bäumekarree platziert – bewusst eigenwillig aus dessen Reihen tanzend, schräg und sperrig am Weg stehend, der zum benachbarten „Rosengarten“ führt. Der Künstler beabsichtigt, dem Passanten das zweckentfremdet wirkende Objekt in seiner charakteristischen, von der Funktion her geformten plastischen Gestalt unter die Augen zu bringen, damit es gleichsam als minimalistische Skulptur wahrgenommen wird, die ihre spezifischen funktionalen „Schönheiten“ besitzt. Zwei große runde Holzscheiben, von Erosion geprägt und voller Lebensspuren, und eine sie verbindende Trommel zeichnen dieses plastische Fundobjekt bzw. „objet trouve“ aus, wie man dergleichen Kunstgegenstände mittlerweile schon fast ein Jahrhundert bezeichnet. Solche kunstverdächtigen Phänomene bedürfen in unserer Umwelt nicht der mühevollen Suche, sondern nur des phantasievollen Findens, wie es ähnlich Pablo Picasso formulierte. Gronen fand die monumentale Kabeltrommel in Köln bei der Firma RheinEnergie.
Eine unerwartete Begegnung zeichnen aus: Zeitpunkt und Ort. Ein jeder kennt so eine sonderbare und denkwürdige Situation. Im „Baumhof“ profitieren davon drei Parteien. Erstens die Kabeltrommel, die ihrer überraschenden Präsenz wegen wie ein exotisches Tier beäugt wird, zweitens der „Baumgarten“, der als „Tatort“ von Gronens Trouvaille höhere Beachtung hinsichtlich Gestaltung und vegetabiler Beschaffenheit genießt, und drittens der Parkbesucher, der, zu intensiverer Aufmerksamkeit gereizt, paradoxerweise am Gewöhnlichen ungewöhnliche, weil reale Gestaltungsaspekte und ästhetische Zusammenhänge entdeckt –in die Bruno Gronen im wahrsten Sinne des Wortes (auch) Licht und Farbe bringt. Er ist Bildhauer und Maler zugleich und „bemalt“ seine geometrisch gestalteten Bildträger oder eigenwilligen Fundobjekte bevorzugt mit Neonlicht, das seine immaterielle Leuchtfarbe im Kunstwerk leuchten lässt und einen magischen ästhetischen Dialog zwischen Form und Farblicht, trivialer Materie und Transzendenz auslöst. Weil der Eindruck von einer örtlichen Situation, insbesondere die im Naturraum, wesentlich von seiner Atmosphäre abhängig ist, entschloss sich der Künstler, die Platzierung der gigantischen Kabelrolle und die Anbringung dreier Leuchtröhren in Piet-Mondrianscher Farbkonstellation aus gelb, blau und rot gefärbtem Glas sowie das Auslegen vierer blau strahlender Neonkurven spontan von der morgendlichen Wetterlage des Ausstellungssonntags beeinflussen zu lassen. So wurde der „Baumhof“ gewissermaßen zum dreidimensionalen „Bildträger“, auf oder besser: in dem der Künstler dreidimensional „malte“. Doch muss man Bruno Gronens gestalterischem Grundsatz, „der Ort bestimmt die Installation!“, noch den Zeitpunkt und unsere Anwesenheit hinzufügen – was ja erst das Außerordentliche dieser Begegnung ausmacht!
Gerhard Kolberg
Vita
1937——————–geboren in Hamburg
1958-1962———-Akademie der Bildenden Künste München, bei Prof. Franz Nagel
1970——————–Diplom der Akademie Zahlreiche Studienreisen in Europa
1962-1964———-Aufenthalt in Sri Lanka, weitere Aufenthalte folgten
1976-1978———- Reisen nach New York und Chicago
Lebt und arbeitet in Köln
Adresse
Mainzer Straße 71
50678 Köln
Einzelausstellungen (Auswahl)
2001——————–Galerie ER RASHID, Düsseldorf
2001——————–Galerie Berndt, Köln
1996——————–Galerie Cuenca, Ulm
1993——————–Städtische Galerie Lüdenscheid
1992——————–Museum für Kunst und Kulturgeschichte Goch
1989——————–Malerei vor Ort I, Kunstraum Fuhrwerkswaage, Köln
1988——————–Sebastianskapelle Galerie Cuenca, Ulm
1985——————–Galerie Schiessel, München
1985——————–Galerie M. Wilkens und D. Jacobs, Köln
1985——————–Forum Kunst Rottweil
1979——————–Galerie KLein,Bonn
1978——————–Artothek, Köln
Gruppenausstellungen (Auswahl)
2004——————–Lichtmuseum auf Zeit, Köln
2003——————–Bis 1000 EURO Galerie Klein Bad Münstereifel
2002——————–Brücken + Licht Allee Center, Hamm
2001——————–COOLE Kunst Mausenturm, Frankfurt
2000——————–Quartett (Carl Andre, Sol Lewitt, Bruno Gronen)
1999——————–weird and wired, Galerie Berndt, Köln
1999——————–KUNSTLICHT, Flottmann-Hallen, Herne
1998——————–Kunststiftung Erich Hauser, Rottweil
1998——————–Art Bridge, Kunstverein, Hürth
1997——————–Künstler machen Schilder für Rottweil
1996——————–Die Zierde der Bücher, Museum Goch
1996——————–Grundsteinkisten, Rheinisches Landesmuseum, Bonn
1995——————–Licht und Klang, Stadt. Galerie Lüdenscheid
1994——————–Art Cologne, Galerie Berndt, Köln
1993——————–Sammlung G. Westermann, Galerie der Stadt Sindelfingen
1992——————–Art Cologne, Galerie Maria Wilkens, Köln
1991——————–POP-Kunst der 60er Jahre, Wilhelm-Hack-Museum, Ludwigshafen
1990——————–Fahnen für Rottweil
1989——————–Knopfkunst-Kunstknöpfe, Messe Frankfurt
1985——————–Köln-Kunst, Josef-Haubrich-Kunsthalle, Köln
1983——————–Deutscher Künstlerbund, Gropiusbau, Berlin
1980——————–Mein Kölner Dom, Kölnischer Kunstverein
1978——————–Fundacio Joan Miro, Barcelona, Spanien