2010——————————–Stadt + Grün, Heft 6
10 Jahre Vorgebirgspark Skulptur Köln
Eine privat initiierte Ausstellungsreihe
Warum findet Kunst vornehmlich im Saale statt? Warum ist die aktuelle Kölner Kunstszene zu wenig im urbanen Raum präsent?
Diese Fragen stellte sich Ende der 90er-Jahre eine Gruppe ehrenamtlich Engagierter, die sich unter dem optimistischen Motto „Kunstim Park“ als Interessengemeinschaft zusammenschlossen. Dazu gehörten jeweils ein Mitarbeiter des städtischen Amtes für Landschaftspflege und Grünflächen, des Stadtplanungsamtes und des Amtes für Brücken und Stadtbahnbau sowie ein städtischer Museumskurator und die Leiter der privaten Kunstinitiativen „Kunstraum Fuhrwerkswaage“und „Moltkerei Werkstatt“. Ziel dieser Interessengemeinschaft war es, der aktuellen Kölner Kunstszene im urbanen Raum ein Forum zu bieten. Seit den „Gründerjahren“ hat es natürlich auch Änderungen in der Zusammensetzung der Mitglieder gegeben: Berufliche Veränderungen oder zeitlich anderweitiges Engagementerlaubte es einigen nicht mehr, permanent mit zu arbeiten. Dafür stießen aber neue Kunstbegeisterte – ein emeritierter Hochschulprofessor, ein in Sachen Kunst bewanderter Graphiker und Designer sowie ein Kunsthistoriker – hinzu, so dass keine Lücken entstanden sind. Heute zählt die Interessengemeinschaft acht ehrenamtlich tätige Mitglieder. Bei der gemeinsamen Suche nach geeigneten Flächen für öffentliche Kunstveranstaltungen stieß dieser fortan „Interessengemeinschaft Kunst im Park“ genannte Zusammenschluss auf den Vorgebirgspark in Köln-Zollstock. Dort veranstalten die ehrenamtlich Engagierten seit 1999 alljährlich an einem spätsommerlichen Sonntag eine Ausstellung aktueller plastischer Kunst und künstlerischer Installationen.
Zehnmal hat diese Ausstellung nun bereits stattgefunden und soll auch weiterhin einmal jährlich dem Publikum unter dem Motto „Vorgebirgspark Skulptur“ Arbeiten präsentieren, die ausschließlich für diesen Ort und nur für den jeweiligen Sonntag von den eingeladenen Künstlern geschaffen werden. Durch die eintägige Präsentation erhält das Projekt ein gewisses Alleinstellungsmerkmal in der Kölner Kunstszene.
Finanzielle Unterstützung erhält das Projekt durch das städtische Kulturamt und die örtlich zuständige Bezirksvertretung Köln-Rodenkirchen, welche die Gemeinschaft bisher verlässlich und hilfreich mit einem Obolus gefördert haben. Darüber hinaus ist aber auch die Hilfe interessierter und treuer Sponsoren erforderlich, die alle Jahre wieder gewonnen werden konnten. Nur dadurch konnten die jährlich neu benötigten Budgets für Herstellungskosten und Kataloge geschultert werden.
Warum findet die Ausstellung nun im Kölner Vorgebirgspark statt? Der 13 ha große Vorgebirgspark in Köln-Zollstock, der 1911 bis 1914 angelegt wurde, liegt im Süden der Kölner Innenstadt. Nach Plänen des renommierten Kölner Gartendirektors Fritz Encke (1861-1931) gestaltet, war er der erste Volkspark in Köln. Die ursprünglich als Einzelanlage gebaute Grünfläche ist heute in den Grünzug Süd eingebettet, der den Inneren mit dem Äußeren Grüngürtel verbindet.
Der Vorgebirgspark ist ein besonderes Kleinod gartenarchitektonischer Gestaltungskunst, insbesondere die architektonisch gestaltete Gartenanlage an der Kreuznacher Straße, dort, wo übrigens Heinrich Böll seine Kindheit verbrachte. In hohem Maße erhalten wie von Fritz Encke realisiert, besteht dieser Teil des Parks aus vier axial angeordneten separaten Gärten. Man betritt die Gartenanlage durch den Baumhof, um nach links oder rechts in die mit Hecken eingefassten Einzelgärten zu gehen. Der Vergleich Diele und Wohn- und sonstige Zimmer drängt sich geradezu auf, aber auch der eines Besuch im Museum, mit seiner offenen Eingangshalle und den Schausälen.
Diese vier Raumsituationen mit ihren unterschiedlichen Strukturen und Topographien laden regelrecht ein, um Skulpturen, insbesondere aber ortsbezogene Arbeiten – Installationen – zu zeigen.Quasi als ruhige Chambres separees inspirierten sie alle bisher mitwirkenden Künstlerinnen und Künstler zu unkonventionellen und innovativen Arbeiten, die mit Phantasie auf die verschiedenartigen Ambientes Antwort geben. Mögen zunächst noch nahe liegend die vier verwaisten Sockel im Staudengarten nach neuer Aufmerksamkeit verlangen, so können diese auch untereinander in Beziehung treten. Ebenso sind Korrespondenzen mit dem Umfeld denkbar. Ist nicht der Baumhof als einziger Bereich mit Durchblick auf die Rasenfläche auch ein Durchgangsbereich, den es zu betonen gilt? Der Rosengarten als Terrain mit der stärksten Strukturierung verlangt eine intensive Auseinandersetzung mit den Gegebenheiten. Der Grad der künstlerischen Präsenz ist hiervon besonderer Bedeutung. Der Südgarten wiederum erlaubt andere, offenere Möglichkeiten für Eingriffe.
An dieser Stelle ist es leider nicht möglich auf alle 44 Künstlerinnen und Künstler, die sich bisher mit ihren Arbeiten präsentiert haben, näher einzugehen. Zwei Künstler und ihre Arbeiten sollen jedoch kurz vorgestellt werden, um auch die unterschiedlichen künstlerischen Ansätze im Umgang mit der vorgefundenen Gartenarchitektur zu verdeutlichen.
So wählt Klaus Dauven für seine Arbeit „Nymphea“ 2003 den steinernen Rand des rechteckigen Wasserbeckens aus und „macht diesen sauber“. Mit einem Hochdruckreiniger säubert er die Betonplattenabdeckung und zeichnet auf diese Weise runde Ornamente, die in stilisierter Forman Seerosen erinnern. Hierdurch nimmt er bewusst Elemente der vorgefundenen Umgebung in die Form seiner Gestaltung auf und schafft aus ihnen einen eigenen Ausdruck. Joachim Geil beschreibt in seiner Rezension die Arbeit von Klaus Dauven wie folgt:
„Die Einfassung der Natur, die deutliche Gestaltung durch Menschenhand, die eine Wiese in einen Rasen, einen Teich in einen geometrisch gerahmten Seerosenteich, zur Umschreitung und Betrachtung, verwandelt, die also Elemente der Natur im Stadtraum inszeniert zu einem stilisierten Ort des Naturspaziergangs für Stadtbewohner – dieser an sich schon ästhetisch vieldeutige Ort wird nun abermals gestaltet. Und so verdeutlicht Dauven doch eines: Er verweist auf die in Spuren sichtbar gewordene Zeit, hält sie scheinbar auf, spielt mit der Illusion, Zeit zurückzudrehen, allerdings in der formalen Strenge geometrischer Anordnung, so dass die dargestellten Seerosen bestenfalls als assoziatives Modell erscheinen, losgelöst von ihrem Kontext, Modell des Floralen innerhalb des Naturmodells „Park“. Klaus Dauvens Arbeit im Kölner Vorgebirgspark ist eine wunderbar ambivalente Reflexion über gestaltete Orte und Räume. Er lässt den möglichen Betrachter, Spaziergänger, Flaneur, Besucher, Zuschauer oder Beobachter im Unklaren darüber, ob hier überhaupt die Gestaltungskategorie Kunst im Spiel ist. Wir sind aber sicher: sie ist. Aus künstlerischer Sicht ist die Arbeit mit dem optimistischen Stoßseufzer zu betrachten, dass Kunst doch Spuren hinterlässt.
Aus ästhetisch-philosophischer Sicht handelt es sich um die Schaffung einer reflexiven Metaebene, in der Kunst darauf hinweist, dass Gestaltung das Ding des Menschen ist, die Gestaltung der Gestaltung aber das des Künstlers sein muss. Joachim Geil“
Einen gänzlich anderen Ansatz verfolgt Tobias Gerber 2009 mit seiner Arbeit „Kotau“. Er wählt sich für seine Arbeit die vier leeren steinernen Sockel im immergrünen Garten, auf denen ursprünglich puttenartige Steinfiguren platziert waren. Die von einer gewissen Schwere und Düsternis geprägte besondere Atmosphäre dieses Parkteils gibt seiner Arbeit den Charakter eines heidnischen Rituals, das in heiligen Hainen und Auen zelebriert wird. Jens Peter Koerver beschreibt in seiner Rezension die Arbeit von Tobias Gerber wie folgt:
„In bodenlange, aus dunklem Tuch bestehende Gewänder gehüllte Gestalten, auf den Köpfen aus dem gleichen Stoff gefertigte hohe spitze Hüte, besteigen gleichzeitig die vier sonst leeren Sockel des immergrünen Gartens im Vorgebirgspark, verharren dort einen Augenblick – und verbeugen sich dann synchron einmal, sehr tief, verbeugen sich, nicht wie es verschollene Manieren und altertümliche Höflichkeit gebieten, sondern höchste Achtung und verehrende Unterwerfung verlangen. Jeder der vier verbeugt sich in eine andere Richtung. Die spitzkegeligen Kopfbedeckungen betonen die präzise räumliche Ausrichtung des mysteriösen Tuns. Von höherer Warte aus gesehen würde der Winkel zwischen den sich Verneigenden als ein genau rechter erkennbar, zudem wäre aus solch idealer Perspektive die exakte Ausrichtung des Quartetts gemäß der vier Himmelsrichtungen leicht auszumachen, ebenso die subtilen Achsensprünge dieses Arrangements. Für bodenständige Augenzeugen ist es zumindest ein formell und feierlich wirkendes, kaum eine Minute andauerndes Agieren, wohl in jedem Detail einer peniblen Anweisung folgend, befremdlich und erstaunlich, tatsächlich oder nur scheinbar bedeutungsvoll, vielleicht die Parodie eines esoterischen Treibens, vielleicht aber auch etwas undurchschaubar Ernstes. … Nach dieser Verbeugung steigen die vier Akteure herab von ihren Sockeln und verwandeln sich, bis sie wieder, ihrer Devotionsübung verpflichtet, auf den Postamenten stehen, in normale, wenn auch seltsam gekleidete Parkbesucher, schlendern umher, sitzen auf Bänken oder dem Rasen, plaudern, lesen oder dösen, essen, trinken und rauchen wie andere auch. Dann aber, einer ihnen gegebenen Ordnung gehorchend, eilen sie zu ihren Sockeln und es wiederholt sich – unabhängig von Zuschauern, der Witterung oder sonstigen äußeren Gegebenheiten – was der Ritus verlangt, einen Tag lang.“
Besonderes Kennzeichen der Ausstellung ist die Tatsache, dass zum einen sowohl junge als auch etablierte Künstlerinnen und Künstler eingeladen werden, die jeweils auf den spezifischen gartenarchitektonischen Ort bezogene Arbeiten entwickeln. Zum anderen ist es die Tatsache, dass die Ausstellung auf einen einzigen Spätsommersonntag begrenzt ist. Trotz dieser zeitlichen Begrenzung ist das Projekt auf Nachhaltigkeit ausgerichtet. Diese begründet sich zum einen darin, dass der Vorgebirgspark durch die Ausstellung in regelmäßigen Abständen eine Aufwertung und überörtliche Aufmerksamkeit nicht nur für Anwohner, sondern auch für Kunstinteressierte erfährt. Zum anderen aber auch darin, dass der Prozess bis zum Ausstellungszeitpunkt durch eine intensive Zusammenarbeit und Diskussion zwischen unterschiedlichen Mitgliedern der Interessensgemeinschaft und den Künstlerinnen und Künstlern geprägt ist. Für die Künstlerinnen und Künstlern bietet sich durch das Projekt zum Teil erstmals die Möglichkeit im öffentlichen Raum zu arbeiten. Darüber hinaus stellt die Auseinandersetzung mit der Gartenarchitektur für jeden Künstler und jede Künstlerin eine Herausforderung dar, indem die Kunstwerke in einen Dialog mit der Natur und der Parkgestaltung treten. Um diesen Aspekt zu verstärken werden bewusst auch Künstlerinnen und Künstler ausgewählt, deren künstlerischer Schwerpunkt nicht im Bereich Skulptur oder Installation im Freiraum liegt. Zum Abschluss der Veranstaltung erhalten die Künstler eine Aufwandsentschädigung. Fürdie Besucher der Ausstellung ist die Veranstaltung kostenlos – und das Publikum besucht sie von Jahr zu Jahr in immer größerer Zahl. Neben den etwa 750 schriftlich Eingeladenen gehören auch Anwohner und Spaziergänger, die zum Beispiel auf dem täglichen Spazierweg mit dem Hund vorbeikommen, dazu. Durch Presseankündigung werden darüber hinaus interessierte Bürger eingeladen. Von großer Bedeutung für die Besucher ebenso wie die Künstler ist die Tatsache, dass die Künstler während der eintägigen Veranstaltung vor Ort zum Gespräch anwesend sind.
Auch für 2010 ist wieder eine Veranstaltung geplant. Sie wird am Sonntag, dem 29. August von 11.00 bis 18.00 Uhr im Kölner Vorgebirgspark stattfinden. Planung und Vorbereitung laufen derzeit auf Hochtouren.
Anmerkungen
Die Namen der bisher teilnehmenden Künstler können auf der Internetseite unter www.vorgebirgsparkskulptur.eu eingesehen werden.
von Joachim Bauer
Bildtext
Ellen Keusen, „Die Rosenlaube“, 2006
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2010——————————–stadt intern, Ausgabe Juli/August
Kunst im Grünen
Die vier Kunsträume des Vorgebirgsparks zwischen Zollstock, Raderberg und Raderthal.
Der 29. August wird ein sonniger Sonntag sein, an dem man sich ein paar Stündchen für ein ganz besonderes Kölner Kunsterlebnis freihalten sollte. Es geht um Kunst, die sich nicht in Galerien oder Museen versteckt, es geht um kostenlose Kunst draußen im Park. Konkret im Vorgebirgspark. Das maßgeblich von städtischen Kollegen entwickelte und betreute Projekt „Vorgebirgsparkskulptur“ hat das Ziel, einmal jährlich für einen Tag in einer historischen öffentlichen Grünanlage der Stadt Köln zeitgenössische Kunst zu präsentieren. Seit 1999 werden Künstlerinnen und Künstler eingeladen, gestalterisch auf das Charakteristische der Grünanlage Bezug zu nehmen. Alle Kunstwerke, Installationen und Aktionen wurden und werden für diesen speziellen Ort geschaffen.
Der „spezielle Ort“, das sind vier axial angeordnete separate Gärten am Ostrand des Vorgebirgsparks, der in den Jahren 1909 bis 1911 nach den Plänen von Fritz Encke angelegt wurde. Der 13 Hektar große Park selbst ist als erster neuzeitlicher Volkspark in Köln zur Nutzung für alle geplant und besteht deshalb vor allem aus einer großer Wiese (und einem Weiher zum sommerlichen Planschen). Eine Herausforderung für gartenarchitektonische Gestaltungskunst ist das natürlich nicht – die durfte sich im Staudengarten, im Rosengarten, im immergrünen Garten und im Baumhof dazwischen austoben. DasGanze erinnert an eine Wohnung, die man durch den Baumhof (die Diele) betritt.
Die Initiatoren des privaten Projektes „Kunst im Park“ haben sich 1997 als Künstler und Kunstfreunde gefunden. Aktuell gibt es acht Macher, die viel Energie in die jährliche „Bespielung“ des Parks investieren, darunter drei Führungskräfte der Stadtverwaltung: Dr. Joachim Bauer (Amt für Landschaftspflege und Grünflächen), Hermann Gellissen (Stadtplanungsamt) und Reinhard Thon (Amt für Brücken und Stadtbahnbau). Mit dabei ist auch der frühere Leiter des Stadtplanungsamtes und heutige Erste Beigeordnete der Stadt Solingen, Hartmut Hoferichter. Zu den Initiatoren gehörte auch Dr. Gerhard Kolberg vom Museum Ludwig (die vier anderen aktuellen „Kuratoren“ sollen nicht unterschlagen werden, es sind: Jens Peter Koerver, Christian Merscheid, Steffen Missmahl und Prof. Dieter Prinz).
„Vorgebirgsskulptur“ wird unterstützt vom Kulturamt und der Bezirksvertretung Rodenkirchen, wäre aber ohne zahlreiche der Kunst wohlgesonnene Sponsoren nicht denkbar. Die vier öffentlichen Kunstorte, die man über die Kreuznacher Straße erreicht, werden am 29. August von 11 bis 18 Uhr im Zeichen der Kunst stehen. Die Metamorphosen der letzten elf Jahre können zum Teil als sensationell bezeichnet werden. Lassen Sie sich überraschen.
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29. August 2010, Ausstellungen gucken:
Nur für einen Tag
Man kann nicht alles kennen, was es an Kennenswertem im Bereich Kunst und Kultur in Köln gibt. Dass ich aber bislang noch nichts von der Initiative Vorgebirgspark Skulptur gehörte habe, die dieses Jahr immerhin zum 11. Male namhafte Künstler eingeladen hat, für einen Tag den Park in Zollstock zu gestalten, das hat mich doch erstaunt. Es mag vielleicht daran liegen, dass es nur ein einziger Tag ist, an dem die temporären Installationen zu sehen sind. Von nun an werde ich die Aktionen der Initiative aufmerksam verfolgen. Was ich da heute sehen durfte hat mich begeistert und lohnt auf jeden Fall die Dokumentation hier.
„Das Projekt ‚Vorgebirgsparkskulptur‘ hat das Ziel, in einer historischen öffentlichen Grünanlage der Stadt Köln zeitgenössische Skulptur temporär zu präsentieren. Es werden seit 1999 ausschließlich Künstlerinnen und Künstler eingeladen, die auf das Charakteristische der Grünanlage gestalterisch Bezug nehmen. Alle Kunstwerke, Installationen und Aktionen wurden und werden für diesen speziellen Ort geschaffen. Die Initiatoren des privaten Kunstprojektes sind Künstler und Kulturfreunde, die sich ohne festgelegte Vereinsstruktur getroffen haben.“
Besonders Letzteres finde ich ja persönlich sehr sympathisch 😉
In den vergangenen Jahren haben Künstler wie Lutz Fritsch, Maik und Dirk Löbbert oder Frauke Wilken an den Aktionen teilgenommen. Es ist beeindruckend, wie es die Initiative schafft mit einem äußerst schmalen Budget so viel zu bewegen.
In diesem Jahr nun haben sich Frank Bölter, Harald Fuchs, Rita Rohlfing, Petra Weifenbach und Josef Wolf zusammengefunden, um mit ihren Arbeiten ein Ensemble aus mehreren hintereinander gestaffelten Sondergärten zu gestalten.
Frank Bölter, der bereits mit der Aufsehen erregenden Aktion „Signing Academy“ gezeigt hat, wie er sich konzeptuell eines Ortes bemächtigt, hat den Vorgebirgspark kurzerhand zum Frank Bölter Park umbenannt und mit einer Stele, die noch der Aufstellung einer entsprechenden Büste harrt, vielleicht auch die Eintagsausstellung geschickt umgangen.
Harald Fuchs ist mit großformatigen Tafeln vertreten, die auf naturwissenschaftliche Aufzeichnungen eines späteren Universitätsprofessors zurückgehen. Die zarte fast zeichnerische Ästhetik der wissenschaftlichen Unterlagen wird durch ein Herauszoomen von einzelnen Notationen mittels eines gezielten Pfeilschusses betont. Auch wenn sich inhaltliche Bezüge von Naturforschung und Botanik in den Tafeln finden lassen – mir kamen sie doch eher deplatziert in der Parkanlage vor. Hier wurde die geforderte Beziehung der Kunst zur umgebenden Gartenarchitektur nur bedingt eingelöst.
Der Bezug zum Raum wurde dagegen von beiden beteiligten Künstlerinnen zum künstlerischen Highlight der Vorgebirkspark Skulptur 2010.
Rita Rohlfing, die Meisterin der Farbe, hat mir ihren pinken Bahnen auf dem satten Grün des Parks einen Stadtplan der besonderen Art ausgelegt. In Vorarbeiten hat sie sich mit der Struktur der Stadt auseinandergesetzt und sich eine der sensibelsten weil in der jüngsten Zeit am stärksten verwundeten Stelle Kölns auseinandergesetzt: die Umgebung der Severinsstraße inklusive klaffender Lücke an der Stelle des Historischen Archivs. So in die Idylle des Kölner Grüns hineingesetzt wurde das Stückchen Stadt zum Mahnmal für die Kölner Kultur.
Unmittelbar Bezug nehmend auf die Arbeit von Rohlfing installiert Petra Weifenbach ein Piktogramm des Historischen Archives am Wegesrand. Es ist eines von insgesamt 28, die im gesamten Park verteilt sind und in ihrer gleichzeitig poetischen wie ironischen Sichtweise auf die Gestaltung des öffentlichen Raumes verweisen. Die Piktogramme sind faszinierend genau in den Proportionen und der Umsetzung der Vorbilder, auf die sie verweisen. Sie betonen die Symmetrie der Gartenarchitektur genauso wie die Schönheit der Natur.
Das außergewöhnliche Design der Rosenbögen ist zum „Logo“ der gesamten Aktion geworden und wird durch das Piktogramm Weifenbachs noch einmal zum zentralen Motiv der gesamten Ausstellung.
Durch die ungewöhnliche Kombination von Natur und reduziertem Bildzeichen wird der Betrachter angeregt, sich mit aller Wertschätzung der Schönheit jeden einzelnen Details zu widmen.
Mit seinen fragilen Schichtungen von dunklen Eifelschiefer-Platten nimmt Josef Wolf Bezug auf das Wasserbecken im Zentrum des Rosengartens. Die ursprüngliche Natur der unbehandelten Steinplatten nimmt Bezug auf die extrem gelenkte Natur des angelegten Gartens. Wolfs Steinschichtungen wirken fast wie Lebewesen im Park, die mal ruhend im Grase, mal fließend sich ins Wasserbassin ergießen. Das Glänzende ihrer Oberfläche entstand durch die immer wieder aufkommenden Regengüsse, denen man so zumindest eine ästhetische Qualität abgewinnen konnte.
Um 18.00 Uhr am heutigen Sonntag schließt die Eintagesausstellung und die Künstler sammeln ihre Installationen wieder ein. Schade eigentlich, aber wohl aus finanziellen Gründen nicht anders machbar. Ich jedenfalls war froh, heute dabei sein zu dürfen und freue mich schon auf die nächste Aktion.
http://www.kulturtussi.de
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2010-08-31——————————–Kölner Stadtanzeiger
Gartenpoesie regt Kreativität an
AKTION: Fünf Künstler verwandelten den Vorgebirgspark mit ihren Skulpturen
Zollstock – Kölns Kunstlandschaft treibt längst nicht mehr so viele freie Blüten wie noch vor 15 Jahren. Doch dafür blühen ein paar Pflänzchen ganz beständig und besonders schön. So bringt die Interessengemeinschaft „Kunst im Park“ seit nunmehr elf Jahren im Vorgebirgspark ihre prächtigen künstlerischen Blüten hervor. Und wie stets bei der Erscheinung seltener Pflanzen, die nur für ein paar Stunden zu sehen sind, waren am vergangenen Sonntag wieder Hunderte interessierte Kunstliebhaber auf den Beinen. Trotz des Regens, der die besondere Atmosphäre einer Kunstpräsentation im Park vielleicht sogar noch intensiver machte.
Dem bewährten Konzept der Veranstaltung entsprechend, hatten fünf Künstler ihre Werke in die verschiedenen Areale der ausgedehnten Parkanlage platziert. Das besondere Kunststück dabei: Die Gartenpoesie der bestehenden Naturumgebung nicht zu zerstören, sondern zu achten und als Anregung für die kreative Arbeit zu nutzen.
Wie es Josef Wolf machte. Eine Schichtung aus Schieferbruchsteinen ließ der Steinbildhauer über den Beckenrand des Seerosenteichs „wachsen“. „Gerade so, als ob Seerosenblätter aus dem Wasser herauswüchsen“. wie eine Besucherin spontan bemerkte. Das spontane Assoziieren zu den Kunstwerken macht ebenso wie das Über-Die-Kunst-Reden den ganz speziellen Reiz eines solchen Kunstereignisses aus.
Unweigerlich tauschten sich denn auch die Menschen darüber aus, was der riesige, vielfach verwinkelte, grell-pinkfarbene Teppich zu bedeuten habe, den Künstlerin Rita Rohlfing als „Abstraktion eines Stadtplans“ auf einer Rasenfläche ausgelegt hatte. Der Kontrast zum Gras und zu den umliegenden Sträuchern und Bäumen hätte nicht größer und irritierender sein können.
Weniger prägnant, doch ebenso verwirrend waren für viele Parkbesucher die 28 kleinen Schilder, die Künstlerin Petra Weifenbach im vielen Stellen im Park anbrachte. Die rot-weißen Piktogramme sollten auf unscheinbare Dinge hinweisen, für die man in der Selbstverständlichkeit der Alltagswahrnehmung unaufmerksam ist. Das waren Bänke, Wegstücke oder Pflanzenformen. Und manchmal war man nicht einmal sicher, ob man auf das von der Künstlerin markierte Element aufmerksam wurde oder plötzlich in der geschärften Wahrnehmung eine ganz andere Kleinigkeit bemerkte.
Eindeutiger war dagegen das Monument, das Frank Bölter sich selber schon zu Lebzeiten gesetzt hatte. Eine schlichte Betonsäule mit einem Schraubgewinde, auf dem die dazugehörige Büste allerdings fehlte.
Dazu in goldenen Buchstaben das Geburtsdatum des Künstlers: 1969, sowie ein freier Platz für das Sterbedatum. Wir alle sind sterblich. Und wir sollten schon zu Lebzeiten an unseren Tod denken und Vorsorge treffen.
Multimediakünstler Harald Fuchs machte dagegen klar, dass der Mensch im Kreislauf des großen Naturganzen ohnehin nur ein winziges Element ist. Auf sechs Tafeln präsentierte er Bilder abstrahierter Naturdarstellungen. Ein Beitrag zur Verbindung von Kunst und Wissenschaft, der sich formal perfekt in die Symmetrie des Eibengartens einfügte.
Einmal mehr wurde vielen Besuchern auch in diesem Jahr über die ausgestellte Kunst die Schönheit und besondere Atmosphäre des Vorgebirgsparks erst richtig bewusst. Was nur angemessen ist, denn das aus Gartenanlagen und frei nutzbaren offenen Wiesenflächen in den Jahren 1911 bis 1913 vom Gartenbauarchitekten Paul Encke errichtete Areal ist immerhin Kölns erster Volkspark gewesen.
von Jürgen Kisters
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