Wie intensiv die Gärten mit Blumenschmuck ausgestattet waren verdeutlicht ein Zitat aus einem Zeitungsartikel von 1926: „Was den Vorgebirgspark aber für Natur- und Blumenfreunde besonders wertvoll macht, sind die Rosen- und Staudengärten, die innerhalb straffer architektonischer Gestaltung im Frühjahr und Sommer ein üppiges Blumenleben zeigen.“
Für Fritz Encke hatte die Anlage dieser „Sondergärten“ vor allem einen sozialen Hintergrund. Er selbst schreibt hierzu: „Die öffentliche Anlage beansprucht Erholungsstätten für die Allgemeinheit, für den einzelnen Spaziergänger, für die Familie. Für sie alle soll der Sondergarten ein gewisser Ersatz für den fehlenden Hausgarten sein. Hierin liegt die große Bedeutung des Sondergartens in der großstädtischen öffentlichen Grünanlage.“ Auch heute noch kann diese Zielsetzung an dem Vorhandenen abgelesen werden. Trotz fehlenden intensiven Blumenschmucks ist die hohe gartenkünstlerische und räumliche Qualität der Anlage erhalten geblieben. Viele Besucher schätzen die Abgeschiedenheit und Ruhe in den Gärten. Für Andere sind diese Gärten ein Kleinod, das es zu entdecken und zu erleben gilt.
Die Mitte der an einer Achse aufgereihten Gärten bildet ein freier, nahezu quadratischer Platz, der von Linden umgeben ist. Dieser Vorhof ist gleichzeitig zentraler Eingangsbereich in den Park und Übergangsbereich in die ver-schiedenen Parkteile. Von der Kreuznacher Straße kommend, betritt man diesen Platz. Zu beiden Seiten sind die Platzwände durch Hecken gefasst, so dass der Blick in den angrenzenden großen, freien Wiesenraum geführt wird. In der Mitte des Platzes öffnen sich die Seitenwände und geben den Blick in die angrenzenden Gartenräume frei.
Diese Gärten sind axial auf den Baumplatz ausgerichtet und jeweils unterschiedlich gestaltet. Der nördlich gelegene Garten ist der Staudengarten. In seiner Mitte befindet sich eine vertiefte Rasenfläche, die durch zwei sich kreuzende Wege erschlossen ist. Der Schnittpunkt dieser Wege ist durch ein rundes Wasserbecken betont. Oberhalb der kleinen Einfassungsmauer befindet sich ein umlaufendes Pflanzbeet mit Säuleneiben, die mittlerweile eine beeindruckende Größe erreicht haben. Vier Steinsockel erinnern heute noch an die Ausstattung der Anlage mit Gartenskulpturen.
Zur Kreuznacher Straße hin, wird der Garten durch eine höher gelegene Terrasse mit einem Wandelgang aus geschnittenen Linden abgeschlossen. Zur offenen Parkwiese hin bildet eine geschnittene Buchenhecke den Abschluss. Vor dieser Hecke sind einige niedrige Eibenhecken angeordnet in denen sich Sitznischen für die Besucher der Anlage befinden. Die nördliche Schmalseite des Gartens ist heute verändert. Ursprünglich befand sich hier ein halbrunder, weiß gestrichener Laubengang der den Abschluss des Gartens bildete.
Südlich an den Baumplatz schließt der Rosengarten an, dessen Mitte ein lang gestrecktes Seerosenbecken einnimmt. Die rechts und links des Beckens befindlichen Rasenbeete waren ehemals mit Rosen bepflanzt. Ein höher gelegenes und durch eine Mauer abgestuftes Podest mit geschnittenen Linden bildet den räumlichen Abschluss des Rosengartens. An der Mauer befindet sich ein Wandbrunnen. Den Abschluss zum Park bildet auch hier eine geschnittene Hecke, der ebenfalls Sitznischen vorgelagert sind. Zu Kreuznacher Straße liegt ein erhöhter Wandelbereich, der mit einem weißen Rosenbogengang überspannt ist. Locker gruppierte Einzelbäume grenzen den Garten zur Straße ab.
An den Rosengarten schließt ein mit Fliederbüschen bestandener Garten an, in dessen Mitte sich eine Wiesenfläche befindet. Der südlichste Winkel des Gartens wird durch ein erhöht liegendes Podest, das den Blick in den angren¬zenden Straßenraum freigibt, betont.
Trotz der reduzierten Ausstattung der einzelnen Gartenräume kann zusammenfassend festgestellt werden, dass der Vorgebirgspark eine herausragende Bedeutung für die gesamte Entwicklung der Kölner Grünanlagen hat. Insbesondere die funktionale und gartenkünstlerische Ausgestaltung dieses ersten Volksparks war richtungweisend für die weitere Entwicklung des Grüns in Köln. In der Folgezeit entstanden so bedeutende Anlagen wie der Blücherpark, der Innere Grüngürtel und vor allem der Äußere Grüngürtel als größter Volkspark. Der Vorgebirgspark ist jedoch in heutiger Zeit etwas in Vergessenheit geraten. Dies liegt im Wesentlichen daran, dass der Park in den Grünzug Süd integriert wurde und somit als eigenständige Anlage auf den ersten Blick nicht erkennbar ist. Der Grünzug Süd erhält als radiales Verbindungselement zwischen dem Inneren und Äußeren Grüngürtel eine so herausragende Funktion, dass die Bedeutung des Vorgebirgsparks dahinter zurücktritt. Die Ausführungen haben jedoch gezeigt, dass der Vorgebirgspark auch heute noch eine Vielzahl von Qualitäten und Besonderheiten aufweist, die es lediglich neu zu entdecken gilt.
Dr. Joachim Bauer
Amt für Landschaftspflege und Grünflächen der Stadt Köln
Weiterführende Literatur:
Wiegend, H.: Entwicklung des Stadtgrüns in Deutschland zwischen 1890 und 1925 am Beispiel der Arbeiten Fritz Enckes.
Hennebo, D.: (Hrsg.(Geschichte des Stadtgrüns. Band II, Berlin, Hannover
Zey, R.: Parks in Köln. Köln 1993