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Frank-Bölter-Park

Eine offiziöse Verlautbarung zur überraschenden Umbenennung des Vorgebirgsparks könnte etwa folgenden Wortlaut haben: „In der langen Geschichte der Namensgebung von öffentlichen Parkanlagen und Plätzen wird hier und heute erstmalig zu Ehren eines noch lebenden Künstlers eine Grünanlage eingeweiht. Das bislang wegen ihrer Lage Vorgebirgspark genannte Areal wird fortan den Namen Frank-Bölter-Park tragen. Üblicherweise verdienen herausragende Persönlichkeiten durch ihr außerordentliches Wirken während ihrer gesamten Lebens- und Schaffenszeit eine derartige Würdigung als Zeichen der öffentlichen Anerkennung. Folglich wird ihnen diese Ehre jedoch erst nach ihrem Ableben zu Teil. Für den Künstler Frank Bölter wird nun erstmals eine Ausnahme gemacht. Sie ist begründet durch die intensive Wirkung seiner vielfaltigen öffentlichen Aktionen und Auftritte und durch seine große, aus diesem kompromisslosen und mutigen Schaffen erwachsende Reputation, die ihn in der schwierigen Phase der Namensfindung zum einzig möglichen Kandidaten hat werden lassen. Er hat mit seinen eindrucksvollen und viel beachteten Aktionen im öffentlichen Raum immer wieder für Aufsehen gesorgt, aufgerüttelt. Erinnert sei nur an seine waghalsige Bootsfahrt über 600 Seemeilen in einem Papierschiff kreuz und quer durch Europa …“ Ein entsprechendes Straßenschild Frank-Bölter-Park ist bereits aufgestellt. Zudem wird ein allerdings noch nicht ganz vollendetes Denkmal für den Künstler die Umbenennung der Grünanlage auf den noch ungewohnten Namen Frank-Bölter-Park nachhaltig im öffentlichen Bewusstsein verankern. Vorerst steht nur ein erstaunlich konventioneller Sockel umgeben von ebenso konventionellem Blumenschmuck im Zentrum des als Einganszone des Parks dienenden Baumhofs. Noch fehlt die eigentliche Skulptur, eine denKünstler darstellende Büste etwa, ein auf der Sockeloberseite sichtbares Gewinde weist auf das noch ausstehende, dort zu fixierende repräsentative Stück hin, macht die eigentümliche Leere dieses Postaments zu einer Leer- und Baustelle des Ruhmes. Naturgemäß unvollständig bleiben muss in dieser besonderen Würdigungssituation auch die auf das Wesentliche reduzierte Beschriftung des Sockels, lapidar lautet sie: „Frank Bölter / 1969 – „. Irritierend ist diese Lücke, das dereinst nachzutragende aber schon mitgedachte Sterbejahr fungiert als ein memento mori. Brüchig wird die Seriosität aller dieser Würdezeichen durch ihre Machart. Nicht allein die völlige Banalität der gewählten Formen, auch die Ausführung – das Heimwerkerhafte und Rohe des Sockels – lassen das ganze Ensemble der Parkneubenennungszutaten zweifelhaft erscheinen, sie untergraben den behaupteten Ehrerweis des frisch aufgestellten Schildes Frank-Bölter-Park, der durch den nachlässig gebauten Denkmalsuntersatz eben nicht beglaubigt wird. Der Künstler Frank Bölter gestaltet mit traditionellen Dignitätsmustern die anmaßenden Behauptung Frank-Bölter-Park als Imitation grundlosen Ruhmes, macht den ehemaligen Vorgebirgspark zum Schauplatz vermeintlicher Eintagsberühmtheit, wie sie massenmedial fortwährend produziert wird. Grotesk erscheint die eitle Selbstüberschätzung, lächerlich (oder auch tragisch) die Differenz zwischen Anspruch und Wirklichkeit. Getarnt als leichtfertig erscheinende Inszenierung eingebildeter Größe handelt Frank Bölters Frank-Bölter-Park vom schwierigen Status, der unsicheren Wertschätzung des Künstlers, den Kriterien für (kulturelles) Erinnern und Vergessen, dem tiefen Bedürfnis nach Berühmtheit, den Formen ihrer Konstruktion.

Jens Peter Koerver

Vita

1994—————Studium der Visuellen Kommunikation an der Fachhochschule Münster

1999—————Diplom, Studium der Freien Kunst an der Kunstakademie Münster

seit 2003———-Lehrauftrag an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel

2004—————Meisterschüler bei Prof. D. Buetti

2004—————Akademiebrief Freie Kunst der Kunstakademie Münster

 

Ausstellungen / Ausstellungsbeteiligungen (Auswahl)

 

1999—————Frank Bölter – Malerei, Zeichnung, Druckgrafik, Bielefelder Kunstverein 2002Ars Agazzi, Art Damer, Bergamo (G)

2003—————Evolutionäre Zellen – selbstbeauftragtes Gestalten gesellschaftlicher

———————Perspektiven, Neue Gesellschaft für Bildende Kunst e. V., Berlin (G, K)

2004—————Auf großer Fahrt, Wewerka Pavillon, Münster (E, K)

2005—————KölnKunst 7, ColoniusCarre, Köln (K)

2006—————Little Boys, Neues Kunstforum, Köln (E)

———————Auf großer Fahrt von Citeaux nach Gravenhorst, Kunsthaus Kloster Gravenhorst (E, K)

———————Haus – savoirvivre, Bürgerforum „Im Osteresch“, Bünde (E)

2007—————hiroshiitake, Columbus Art Foundation, Ravensburg (E)

———————Bis ans Ende der Welt, Künstlerhaus Lauenburg (E, K)

———————Luleas Summer Biennal, Luleä, (K)

———————Bombing Lier, Vorkaamer Gallery, Lier (E)

2008—————stretching Berlin, öffentlicher Projektraum Sl, Berlin (E)

———————Und die Angst reist immer mit, Galerie Neues Problem, Berlin (G)

———————ANTI-Festival, Kuopio, Finland (G)

2009—————It’s aqua origami, all right, but is it art?, Columbus Art Foundation,

———————Leipzig (E, K) Festival der Regionen, Linz, Österreich (G, K)

———————BelgradeWall, Goethe-Institut und Platz der Republik, Belgrad, Serbien

2010—————Mauerwerk, Haus am Waldsee, Berlin (E)

———————Drift 2, Illuminate Productions, London (G)

———————Trouble #5, halles, Brüssel (G)

———————After Work Art, Columbus Art Foundation, Ravensburg

 

Stipendien/Förderungen

 

2005—————Projektstipendium Kunsthaus Kloster Gravenhorst

2006—————Columbus Art Foundation, Leipzig

———————Kulturförderpreis Kreis Herford

2007—————Künstlerhaus Schöppingen

———————Publikationsförderung Stiftung Kunstfonds

2008—————Kunststiftung NRW

 

E = Einzelausstellung / G = Gruppenausstellung / K = Katalog

 www.frankboelter. de

 

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