Vom Sichtbaren zum Unsichtbaren und umgekehrt
Schauplatz der Arbeit des Steinbildhauers Josef Wolf ist der Rosengarten des Vorgebirgsparks. Ein aus fünf unterschiedlichen skulpturalen Situationen bestehendes Ensemble strukturiert den Gartenraum im Bereich des großen Bassins und seiner Umgebung durch eine markante, weit gespannte Diagonale. Die Setzungen sind so platziert, dass die verschiedenen in diesem Gartenteil vorgegebenen Materialien und Gestaltungselemente alle von Josef Wolfs Steinen berührt und genutzt werden. Der installative Eingriff des Bildhauers zeigt mithin nicht nur seine Steinarbeit als etwas in diesen Raum Eingefügtes. Er verdeutlicht durch deren Platzierungen auch die architektonische Gestaltung des Ortes, indem er Rasen- und Wegflächen, die erhöhte Beckeneinfassung, den Raum des Bassins und das Wasser darin als Orte für seine Steinsetzungen nutzt, sie als Grund und Boden seiner Arbeit einsetzt, für die – und dies gilt für viele seiner ausschließlich dem Stein gewidmeten Skulpturen – das Verhältnis von Tragen und Lasten und die Beziehung zum Boden von herausragender Bedeutung sind.
Einziges Material für Vom Sichtbaren zum Unsichtbaren und umgekehrt ist Moselschiefer. Die unregelmäßig gebrochenen Platten werden von Josef Wolf vor allem als Schüttungen in den Park integriert, das heißt, sie bilden voluminöse Anhäufungen, ihre lockere, unregelmäßige Detailstruktur ergibt sich zufällig. Exakt bestimmt sind aber die jeweilige Außenform, die Erstreckung, Höhe und Richtung, die Körperlichkeit dieser Steinakkumulationen, so dass diese sich prima vista als im Ganzen gestaltete und kalkulierte Setzungen erweisen; stellenweise können einzelne Partien auch stärker gebaut, geschichtet sein.
Bereits der Titel Vom Sichtbaren zum Unsichtbaren und umgekehrt deutet einen Verlauf, der in zwei Richtungen verfolgt werden kann, an und markiert zugleich die thematischen Pole, zwischen denen sich diese Arbeit entfaltet. Eine verbindliche Abfolge der Stationen gibt es nicht, aber es ist nahe liegend mit der bald nach dem Hauptzugang, auf einer Rasenfläche platzierten links neben dem Bassin zu beginnen.
Dort findet sich eine erste, leicht länglich erstreckte Schieferformation, in sich ruhend und vollständig sichtbar, die Material und die spezifische Formensprache der Schüttungen Wolfs vorstellt. Eine zweite Situation, Weg und Beckenrand besetzend, ist von einer höheren Dynamik geprägt. Von der Bodenfläche aus steigt sie die Stufe der steinernen Bassineinfassung empor. Dringt, hier eher geschichtet als geschüttet, bis über die wasserseitige Kante vor und baut als leichter Überhang eine nicht unerhebliche Spannung auf. Ebenso unerreichbar wie nur eingeschränkt sichtbar ist die dritte im Wasser zwischen den Seerosen situierte Setzung. Die tendenziell fester gefügte und kompakte, solitäre Form ragt minimal über die Wasseroberfläche, deren Bewegung den Anblick dieser Formation ständig verändert. Der elementare Gegensatz von Wasser und Stein wird in dieser Situation des nahezu vollständigen Verschwindens im Wasser besonders deutlich artikuliert, ist aber auch für die folgende vierte Situation wesentlich. Hier wächst die Schüttung am rechten Beckenrand aus dem Wasser empor und greift auf die Einfassung über. Die Brechungen, Verzerrungen, die vom Wasser verursachten Modifikationen der Sichtbarkeit der Schüttungen werden hier im Übergang zwischen Land und Wasser besonders deutlich. In ganz anderer Weise thematisiert die letzte Station Unsichtbarkeit. Wieder auf einer Rasenfläche platziert, scheint diese markant gefügte Schieferformation, die Züge eines kompakten Blocks mit einer schräg abfallenden Oberseite hat, im Boden zu verschwinden. Möglicherweise setzt sich dieses Volumen, den Blicken entzogenen, unter der Rasenfläche weiter fort. Mit seiner skulpturalen Installation Vom Sichtbaren zum Unsichtbaren und umgekehrt handhabt Josef Wolf Stein als ebenso elementares wie mit Bedeutungsmöglichkeiten aufladbares Material, macht es zum flexiblen Akteur einer Raumerkundung zwischen Erscheinen und Verschwinden.
VITA
1954……………geboren in Andernach
1978 – 1980….Studium an der HBK Hamburg bei Ulrich Rückriem
Lebt und arbeitet in Köln.
Einzelausstellungen
1984/1985/1990/1992/1996/1999 Galerie Jöllenbeck, Köln
1989……………Centred’actionculturelle Granit Theatre de Beifort, Belfort/Frankreich
1990……………Galerie Hachmeister, Münster
………………..Galerie Siegert, Basel/Schweiz
1991……………Artothek, Köln
………………..Skulpturen in Zweifalbhammer, Kalltal
1993……………Galerie Carol Johnssen, München und Tegernsee
1999 -2010……Galerie Carol Johnssen, München
2000……………Galerie S 65 (mit Peter Tollens), Aalst/Belgien
2000/2001……Volumen: 10 Positionen zeitgenössischer Skulptur, Diözesanmuseum, Köln
2001……………Galerie S 65, Aalst/Belgien zur Art Cologne Köln Skulptur
………………..Institut für Kunstpädagogik der Johann-Wolfgang-Goethe-Universität, Frankfurt a.M.
2003……………Galerie S 65 (mit Michael Toenges), Aalst/Belgien
2006……………Kunstwerk, Köln
…………………Galerie Michael Schneider, Bonn
2007……………Galerie in der Nord-LB Hannover (mit Degenhard Andrulat)
2009……………Verein für aktuelle Kunst/Ruhrgebiet e.V., Zentrum Altenberg (mit Sam Szembek)
…………………Galerie Michael Schneider, Bonn (mit Thomas Kemper)
Gruppenausstellungen (Auswahl)
1981…………….Zeitpunkt, Köln Deutz
1984…………….Scutpteursallemands, Ecole des Beaux-Arts, Nantes/Frankreich
1984…………….Skulpturen heute II, Galerie Jöllenbeck, Köln
1985…………….Treibhaus III, Kunstmuseum Düsseldorf
1988…………….Auszugsweise, Galerie Jöllenbeck, Köln
1994…………….Galerie TransArt, Köln
1995…………….Kölnkunst, Kunsthalle Köln
1998…………….Art Brüssels, Belgien
1999…………….tweedenatuur, Halle-Zoersel/Belgien
2000…………….Sculptura 2000, BlauhuisIzegem/Belgien
2004…………….Arbeiten auf Papier, Galerie S 65, Köln
2005…………….8th Sculpture Biennale, Beerse/Belgien
………………….Sunspots, Galerie Michael Schneider, Bonn
………………….Ortswechsel II, Galerie Graf und Schelble, Basel/Schweiz
2007…………….Full House, Galerie Carol Johnssen, München
………………….Kunst und Wein, Galerie Michael Schneider, Bonn
………………….Inside-Outside, Galerie Carol Johnssen, München
http://josefwolf.info