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Nympheas

Vom Saubermachen im Park

Technik: Saubermachen! >Saubermachen< ist Ausdruck eines besonders deutschen Bedürfnisses. Sauberkeit und Hygiene wurden und werden immer wieder als geradezu nationale Eigenschaft bezeichnet. >Saubermachen< aber als künstlerisches Ausdrucksmedium bedarf einer Erklärung.

Klaus Dauven hat sich diesem Medium verschrieben: Seine Zeichnungen im öffentlichen Raum<, also Graphik im Außenraum, beschäftigen sich mit einer Form des >Saubermachens<. Technisch bedeutet dies nichts Anderes als Veränderung der Oberfläche durch Entfernung der oberen Schicht. Graphisch entstehen Formen und Muster, die das im öffentlichen Raum vorgefundene Objekt, die bestehende Oberfläche, signifikant verändern. Es sind Gestaltungen des urban Vorhandenen.

Dauven konzentriert sich dabei auf die einfachen graphischen Strukturen geometrischer Grundformen wie Kreis und Kreissegment, die er auf Flächen wie Hauswände und Brückenpfeiler aufbringt, indem er die durch Umwelteinflüsse über die Jahre hinweg gleichmäßig mit >Patina< überzogene Oberfläche >saubermacht<. Er radiert das scheinbar nicht Vorhandene aus: die Spuren, die sich im nicht wahrnehmbaren Lauf der Zeit sukzessive ergeben haben, die nun einmal durch Partikel in der Luft, durch Oxidationsvorgänge, deren Problematik sich zunächst nur dem Denkmalpfleger erschließt, unmerklich entstanden sind: Hier wird ein Stein dunkler, dort legt sich Ruß auf den Betonpfeiler einer Brücke, Moose und Flechten siedeln sich an. Dauven entfernt also eine latent und unmerklich entstandene Veränderung, macht sie rückgängig. Die Formen, die er so auf die Oberfläche bringt, verweisen zunächst nur auf sich selbst, auf ihre auffällige Wahrnehmbarkeit und ohne Erklärung darauf, dass sich an dieser Stelle oder an jener Stelle etwas verändert hat.

Da hat in Aachen die Skulptur eines Wolfes aus wilhelminischer Zeit plötzlich >Streifen< bekommen, eine neue Oberflächenstruktur, die zunächst keinen zoologischen Tatbestand beschreibt, sondern einfach ein gestreiftes Fell bedeuten könnte. Aber es sind eher die Streifen eines Zebras als beispielsweise die eines Tigers; also mit Zoologie kommt man hier nicht weiter.

Die Wirkung dieser Zeichnungen im öffentlichen Raum ist weit ambivalenter als beispielsweise die einfache Aufstellung von >Skulpturen im öffentlichen Raum<, denn der Kunstcharakter ist nicht unzweifelhaft wahrnehmbar. Vielmehr ist da offensichtlich etwas entstanden, was da vorher nicht war. Die Frage nach der Entstehung, die rätselhafte Urheberschaft, ordnet diese Arbeiten in eine Reihe großer landschaftlicher Veränderungen ein: Land Art – ein künstlerischer Dialog zwischen dem, der gestaltet, und dem, was ist. Allerdings mit einer entscheidenden Einschränkung: Dauven gestaltet stets vom Menschen geschaffene Objekte, von der Betonwand bis zur Panzersperre. Der Dialog findet also nicht wie bei der klassischen >Land Art< zwischen Mensch und Natur statt, sondern zwischen den Spuren, die der Mensch bereits ausdruckslos hinterlassen hat, und einem Einzelnen, der daraus Ausdruck schafft.

Die Rolle der Natur ist die chemisch-physikalische Veränderung in der Zeit. Es entsteht ein Kunstwerk auf Zeit, das Spuren hinterlässt, die vielleicht die Dauer der Ausstellung überschreiten, aber dann irgendwann nur noch in dokumentierter Form erinnerlich blei­ben.

Klaus Dauvens Arbeit im Kölner Vorgebirgspark macht in einer menschlichen Naturerfindung, einer historischen Parkanlage, sauber. Mit einem Hochdruckreiniger setzt er auf die steinerne Einrahmung eines Seerosenteichs runde Ornamente, die in stilisierter Form an Seerosen erinnern. Er nimmt also bewusst Elemente der vorgefundenen Umgebung auch in die Form seiner Gestaltung auf, schafft aus ihnen einen Ausdruck.

Die Einfassung der Natur, die deutliche Gestaltung durch Menschenhand, die eine Wiese in einen Rasen, einen Teich in einen geometrisch gerahmten Seerosenteich, zur Umschreitung und Betrachtung, verwandelt, die also Elemente der Natur im Stadtraum inszeniert zu einem stilisierten Ort des Naturspaziergangs für Stadtbewohner- dieser an sich schon ästhetisch vieldeutige Ort wird nun abermals gestaltet. Und so verdeutlicht Dauven doch eines: Er verweist auf die in Spuren sichtbar gewordene Zeit, hält sie scheinbar auf, spielt mit der Illusion, Zeit zurückzudrehen, allerdings in der formalen Strenge geometrischer Anordnung, so dass die dargestellten Seerosen bestenfalls als assoziatives Modell erscheinen, losgelöst von ihrem Kontext, Modell des Floralen innerhalb des Naturmodells >Park<.

Klaus Dauvens Arbeit im Kölner Vorgebirgspark ist eine wunderbar ambivalente Reflexion über gestaltete Orte und Räume. Er lässt den möglichen Betrachter, Spaziergän­ger, Flaneur, Besucher, Zuschauer oder Beobachter im Unklaren darüber, ob hier überhaupt die Gestaltungskategorie Kunst im Spiel ist. Wir sind aber sicher: sie ist. Aus künstlerischer Sicht ist die Arbeit mit dem optimistischen Stoßseufzer zu betrachten, dass Kunst doch Spuren hinterlässt.

Aus ästhetisch-philosophischer Sicht handelt es sich um die Schaffung einer reflexiven Metaebene, in der Kunst darauf hinweist, dass Gestaltung das Ding des Menschen ist, die Gestaltung der Gestaltung aber das des Künstlers sein muss.

Joachim Geil

Vita

 geboren am 6.6.1966

1987 -1990—————Studium an der Kunstakademie Düsseldorf bei Klaus Rinke

1990 -1998————–Studium an der Kunstakademie Münster bei Günther Keusen,

                                 Ingrid Roscheck und Joachim  Bandau

1993————————Meisterschüler von Ingrid Roscheck und Günther Keusen

1993————————Förderpreis der Fördergesellschaft der Kunstakademie Münster

1995————————Joseph und Anna Fassbender-Preis, Brühl

1998————————Kunstpreis der Stadt Düren zum Stadtjubiläum

2001———————–Frans-Marsereel-Centrum, Arbeitsstipendium nach Kasterlee(B)

Ausstellungen bis 2003

1994——————— –>Spektakel<, Kunst- und Musikstudenten aus NRW stellen sich vor, Museum am Ostwall, Dortmund;

—————————— KOMM-Galerie, Düren

1995———————–Galerie Jöllenbeck, Köln (mit Heike Kati Barath und Tazro Niscino)

 

———-Rathausgalerie, Brühl (anlässlich des Fassbender-reises)

1996————————>Salon de Printemps<, LAC, Luxemburg

1996————————>Saldo<, Ehrenhof, Düsseldorf (K) >unterherzjesu<, Klasse Bandau in der Kirche Herz Jesu, Köln (K)

———————– ——–Leopold-Hoesch-Museum, Düren (mit Peter Hoßdorf) Kunstpreis Junger Westen, Recklinghausen (K)

1998————————Leopold-Hoesch-Museum (Kunstpreis der Stadt Düren)

2002———————–museum hedendagse kunst, De Pronkkammer, Uden; NBKS, Breda (NL)

 

Adresse

 

Drovestraße 278

52372 Kreuzau-Drove

Kontakt-Adresse:

e-mail: klausdauven@yahoo.de

Homepage:  www.klaus-dauven.de

 

 

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