Presse 2017

Kunstaktion „Vorgebirgsparkskulptur 2017“ in Köln am 3.9.2017
Auf den Spuren von Leben und Tod
Von Anneliese Fikentscher und Andreas Neumann

Wollen Sie mit einem Zelt in den Himmel fliegen? Wollen Sie zum Kern des modernen Militarismus vordringen und mit ihm die Infrastruktur fremder Länder zerstören? Wollen Sie in Anbetracht des sich vollziehenden Insekten- und Vogelsterbens die vernichtete Natur simulieren? Wollen Sie die Menschheit vor ihrem Untergang bewahren? Wollen Sie die Welt mit positiver Energie versorgen? Wenn Sie das alles wollen, dann haben Ihnen Jan Glisman, Christian Sievers, Sebastian Thewes, Thomas Vinson und Petra Höcker eine Menge zu bieten gehabt. Sie waren die Künstler, die am 3. September im Rahmen der Aktion „Vorgebirgsparkskulptur 2017“ den Kölner Park im Stadtteil Zollstock – kuratiert von Peter Lodermeyer, Christian Merscheid und Reinhard Thon – in ein Areal der Sinne und des Nachdenkens verwandelt haben.

Im Vorgebirgspark wurde die vernichtete Natur (akustisch) simuliert – am Fuss des abgestorbenen Baumes war einer von mehreren Lautsprechern installiert (Alle Fotos: arbeiterfotografie.com)

Eröffnungszeremonie am 3. September 2017 im Vorgebirgspark

Kurator Peter Lodermeyer

Kurator Christian Merscheid

Eröffnungszeremonie am 3. September 2017 im Vorgebirgspark

Künstler Jan Glisman hat ein Zelt gebaut, das dabei ist abzuheben. Mit ihm können wir aus der unerträglich gewordenen Welt flüchten und womöglich in den Himmel fliegen.

Künstler Thomas Vinson wirkt dem Untergang der Menschheit entgegen. Er bietet ihr mit seiner Installation, die er „262“ nennt, 262 Schwimmringe. Im Spiel von Wind und Sonne treiben sie über das Wasserrosenbecken ohne Wasserrosen und bieten Raum für weitere Assoziationen – insbesondere in Zeiten eines Zinnobers, der sich Wahlkampf nennt. Die Ringe sind rot, aber nur ihre Oberseite. Von unten sind sie farblos und innen hohl.

Künstlerin Petra Höcker will mit ihrer Installation in dem Teil des Parks, der mit seinem Baumbestand an die „Toteninsel“ von Arnold Böcklin erinnert, über ein Netz von Adern positive Energie spenden.

Künstler Christian Sievers widmet sich dem Cyber-Krieg, mit dem sich die Infrastruktur fremder Länder ganz ohne Panzer und Raketen zerstören lässt und für den die Bundeswehr eine neue Waffengattung geschaffen hat. Geleitet von Cyber-Absperrband wird es den Menschen ermöglicht, zum Zentrum der Cyber-Spirale vorzudringen – an den Ort, wo als Ausdruck des modernen Militarismus die von der Bundeswehr erschaffene Cyber-Marschmusik abgespielt wird.

Künstler Sebastian Thewes hat – möglicherweise in Anbetracht des sich mit erschreckender Geschwindigkeit vollziehenden Ökozids, der sich insbesondere im Insekten- und Vogelsterben zeigt – die „Nature Simulation 3“ geschaffen. Akustisch wird im waldartigen Teil des Vorgebirgsparks per versteckter Lautsprecher in die Natur eingegriffen. Warum das?  Um die verschwindende Natur zu simulieren oder künstliche, fremdartige Töne an ihre Stelle treten zu lassen?