BILDERGALERIE

mmmnmmnmnnn

Im „Rosengarten“ des Vorgebirgsparks lenkte das 43 mal 8,30 Meter messende Wasserbecken die Aufmerksamkeit von Andrea Ostermeyer auf sich. Wohl schwimmen auf dem leicht trüben Wasser des zentral gelegenen Bassins malerische Seerosen, jedoch tragen ebenso die weiß gestrichenen und rundbogigen Rosenspaliere entlang den Längsseiten dieser Gartenanlage zum poetischen Ortsnamen bei. Das Wasserbecken als umweltspiegelnder und raumerweiternder Aspekt spielte bereits in den Barockgärten eine gestalterische Rolle. In ihm reflektieren sich die Atmosphäre und die Stimmungen der Natur – und natürlich auch die Seele der Menschen, wenn man die Wasserfläche mit den Seerosen romantisch betrachtet.
Nüchtern gesehen, gleicht das rechteckige Wasserbecken mit seiner rahmenden Waschbetoneinfassung einem liegenden Bild, dessen Malerei dem Wechsel des Tages und des Klimas unterliegt. Von verschieden¬en Seiten kann man das Seerosenbassin aus erhöhter Position betrachten. Auch Andrea Ostermeyer scheint dieses erkannt zu haben. Denn, könnte man nicht die Windungen, Verdichtungen, Erstreckungen einer unendlich langen, 6 mm starken und pinkfarbenen PVC-Schnur im Pool als eine impulsiv-gestische Unterwassermalerei deuten, als lineares Action painting, als abgetauchtes Beispiel der surrealistischen ecriture automatique ? Die emotionalen Kurvungen der leuchtenden, vegetabil sich schlängelnden Farblinie flimmern und schimmern schemenhaft unter dem atmosphärisch bewegten, den Himmel und das Umstehende reflektierenden Wasserspiegel hervor, sie verweben sich mit diesen realen und zugleich illusionistischen Phänomenen zu einer Impression, die man zu ergründen sucht.

Und so, als versuchte man das Geschaute laut zu lesen und als würde man gleichzeitig die wispernden Geräusche bzw. die uralte Musik der Natur hören, hat Andrea Ostermeyer an ausgesuchten Stellen des inneren Beckenrandes verschieden lange Reihen von Buchstaben aus blinkendem Edelstahl installiert.
In Verbindung mit dem Blick auf den Wasserspiegel, auf die malerischen Seerosen und den chaotisch wie die ersten Kritzeleien eines Kindes sich darunter schlängelnden Pinkfaden, lesen wir die metallenen Konsonanten gleichsam wie der Wind: „fffvvvvfffvvvvv“, summend wie eine Biene: „ssssssssssssssss“, oder modulierend wie ein Bass: „mmnnnnmmmnnn.“ Die reflektierenden Buchstaben sind so angebracht, dass der Betrachter ihre lautmalerischen Abfolgen nur beim Blick über den Wasserspiegel am gegenüberliegenden Beckenrand erkennen kann. Somit werden die bildnerische Naturmalerei und die naturpoetische Lautmalerei als gestalterische und sinnliche Einheit wahrgenommen. Aktiv wird der Betrachter einbezogen. Er kann sich sinnierend und natürliche Töne „konsonierend“ in ein dreidimensionales „Aquarell“ vertiefen, das ja schon längst existierte, bevor Andrea Ostermeyer für wenige Tage mit wenigen Buchstaben und einem langen roten Faden ein flüchtiges Kunstwerk daraus machte.

Gerhard Kolberg

VITA

Vita

1961—————-geboren in Lübeck

1991—————-Sprengel-Preis für Bildende Kunst der Niedersächsischen Sparkassenstiftung

1991—————-Deutscher Künstlerbundpreis des Sparkassen- und Giroverbandes

1991—————-Villa Massimo-Stipendium, Rom

1995—————-Arbeitsstipendium Kunstfonds, Bonn

1998—————-Kunstpreis der Stadt Nordhorn

lebt in Köln und Prag

Einzelausstellungen (Auswahl bis 1999)

1996—————-Städtische Galerie Nordhorn

1997—————-Neuer Boden für Tessenow, Dresden Hellerau Werk ’97, eine Arbeit aus Sympatex im Außenraum, Heidenheim

1997—————-Kunstverein Bremerhaven

———————-Gelb am Horizont, Kunstfonds, Bonn

Adresse

 Piusstraße 70

50823 Köln