BILDERGALERIE

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Die Performancekunst zählt zu den vergänglichsten aller Kunstformen: Zeitlich begrenzt, auf den Moment und die Situation ausgelegt, bleibt sie einem kleinen Kreis über einen festgelegten Zeitraum vorbehalten. Erst recht, wenn man wie Evamaria Schaller selten dieses einmalige Ereignis als Video dokumentieren möchte. So scheint es nur auf der Hand zu liegen, eine Performancekünstlerin zur jährlichen Eintagesausstellung „Vorgebirgspark Skulptur“ einzuladen. Allein: Dies ist nicht der ausschlaggebende Punkt.
Evamaria Schallers Arbeiten liegt eine höchst bildhauerische Herangehensweise zugrunde. Sie sucht und verortet den Körper, der ihr eigener ist, im Raum. Sie ist Raumforscherin, Spurensuchende und Entdeckerin. „Jeder Ort hat und braucht etwas anderes“, sagt sie und zeigt uns in ihren Performances das jeweils Andere, bislang Unentdeckte: Passagensituationen und Blickachsen, urbane Klangwelten und unverhoffte Interaktionsmöglichkeiten.
Auch im Kölner Vorgebirgspark nimmt sie uns mit auf eine architektonische und sozialhistorische Entdeckungsreise.Durch eine barocke Parkanlage, die einst für das Flanieren im vollen Sonntagsputz angelegt wurde, entlang eines schmalen Planschweihers, gesäumt von Parkbänken in kleinen Lauben und durch einen erhöhten Rosengang. Gemeinsam mit den Besuchern agiert und interveniert sie in diesen Bereichen und formiert sich mit ihnen unter anderem zu einer Prozession auf Gratwanderung entlang der akkurat angelegten Achsen.
Evamaria Schallers performative Intervention in drei Handlungsabschnitten formt eine Skulptur in Bewegung und bildet eine Umklammerung dieser separierten Parkparzellen.Die Partizipation der Besucher ist dabei stets mehr als eine Mit-Teilhabe. Erst durch kräftezehrendes Ziehen an einem Strang erhebt sich

die Künstlerin in schwarzem Ornat kopfüber in die Höhe, begibt sich vertrauensvoll in fremde Hände und wandelt sich gänzlich zur Skulptur.   Bei ihren Aktionen und Interaktionen sehen wir: Evamaria Schaller ist eine Spielerin und das in doppelter Hinsicht. Sie setzt auf volles Risiko und scheut auch das Scheitern nicht, das zu große Zurückhaltung der eingeplanten Besucher mit sich bringen könnte. Vor allem aber schenkt sie uns in ihren Performances fröhlich-spielerische Momente, in denen wir lachen, probieren und ebenfalls scheitern dürfen. Doch wie in jedem Spiel gibt es Regeln und Evamaria Schaller stellt ihre ganz eigenen auf. Dem, was leicht und unbedarft wirkt, geht eine intensive Recherchephase und detaillierte Planung voraus. Immer auch liegen unbeschwertes Spiel, kritisch-reflexive Momente und melancholische Selbsterkenntnis nah beieinander. Denn die Künstlerin schreckt weder vor der eigenen Körperlichkeit noch vor den ganz großen Themen wie Tod, Geburt, Liebe und Vergänglichkeit zurück. So etwa dann, wenn sie im dritten Abschnitt ihrer Gesamtperformance im fragilen weißen Papierkleid brautgleich in das schlammige Weiherwasser steigt.
Evamaria Schaller ist stets auf der Suche nach sozialen und architektonischen Schwellenräumen und -situationen, nach liminalen Bereichen. Gemeinsam mit uns erkundet sie diese, erforscht, wie sie sich ausbauen, verdichten, erobern oder überwinden lassen. In ihren ephemeren Handlungen zeigt sie uns ihre und unsere Zerbrechlichkeit und Verletzbarkeit ebenso wie das skulpturale Potential des eigenen Körpers auf.
Wir werden unterhalten, spielen und arbeiten mit, lachen, sind nachdenklich gestimmt und berührt. Und dieses tiefe Gefühl wird noch weit über diesen einen Tag im Park hinauswirken.
Anne Mager

VITA

1980 geboren in Graz , Österreich
2001-02 Academy of Photography in Graz, Österreich
2002-06 Magister Studium in Multimedia Arts an der University of Applied Sciences in Salzburg, Österreich
2004-05 Auslandsstudium an der Film and TV school of academy of Performing Arts, in Prag, Tschechien
2007-11 Postgraduierten Studium an der Kunsthochschule für Medien Köln

Gründungsmitglied von PAErsche Aktionslabor für Performancekunst und Künstlerkollektiv Raumfaltung
vertreten durch TEAPOT, Köln
lebt und arbeitet in Köln

Preise | Stipendien
2014 Residenz in La Fábrique de Théâtre, La Bouverie, Belgien
2013 Stipendium der Stiftung Künstlerdorf Schöppingen, Bereich Neue Medien (mit Andreas Gehlen)
2012 Peter-Mertes-Stipendium im Bonner Kunstverein
2012 Residenz im Künstlerdorf Schöppingen für Kritische Masse mit Raumfaltung
2011 Chargesheimer Stipendium für Medienkunst der Stadt Köln
2011 STARTstipendium für Medienkunst des bm:ukk, Österreich
2010 Transdisziplinärer Austausch AGORA 2010/ Feldstärke International, Essen, Paris, Istanbul

Einzelausstellungen / Festivals / Performances (Auswahl)
2014 new talents – biennale cologne, Köln *
2014 Contexts 4th International Sokolovsko Festival of Ephemeral Art , Polen
2014 Kunst im Schaufenster, Wien
2014 Die Große Kunstausstellung NRW 2014, Museum Kunstpalast Düsseldorf*
2013 Salonstücke Reloaded, Städtische Galerie Villa Zanders, Bergisch Gladbach
2013 Verhaxeltes, TEAPOT, Köln *
2013 Butter-fly-hair, Galerie 10/12, Brüssel, Belgien *
2012 International Multimedia Art Festival, Yangon, Myanmar *
2011 Diplomausstellung, KHM, Moltkerei Werkstatt, Köln

Ausstellungsbeteiligungen / Festivals / Performances (Auswahl)
2014 Volta 10, Markthalle Basel, TEAPOT
2014 Experimental Video Art Exhibition, Thai-European Friendship, BACC, Bangkok, Thailand *
2013 Videonale 14, Kunstmuseum Bonn *
2013 Insider Outsider Art, Galerie 3, Klagenfurt
2013 Peter-Mertes-Stipendium, Bonner Kunstverein *
2012 22nd Madrid Experimental Cinema Week, Spanien
2012 Künstlerforum Bonn, PAErsche
2012 Badischer Kunstverein, Karlsruhe
2012 Echoraum, Kunst- und Ausstellungshalle der Bundesrepublik Deutschland, Bonn
2012 Spread Videoart Project, Tokio, Japan
2011 Chargesheimer Stipendium, BBK, Köln

*Katalog

www.efeumaria.com