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Sweet Life

Marek Goldowski ist einer der interessantesten jungen Künstler, die sich mit Ton beschäftigen, die ich überhaupt kenne. Während jedes Werk eigenständig ist und seine eigene Geschichte erzählt, lässt sich dennoch ein klarer Leitfaden durch das Gesamtwerk erkennen. Es gibt einen dynamischen Ausgleich zwischen der ätherischen Präsenz des Tons und der diskontinuierlichen, einzelnen Materialität der Skulptur. Goldowskis Tonquellen strömen gewöhnlich aus größeren, schweren Anordnungen mit großen Bündeln von Steckverbindungen.

Eine weitere Dualität, die des Natürlichen und des Simulierten, ist über seine ver-schiedenen Werke hinweg zu beobachten. In >Windtuner<, zum Beispiel, fließen Sound-Cluster über die Oberfläche eines großen Vorhangs, auf dem 256 als winzige Lautsprecher fungierende Piezos aufgenäht sind. Egal, ob der Vorhang bewegungslos hängt, oder nicht: die Töne streichen weiter über seine Oberfläche hinweg, als würden sie von einem unsichtbaren Wind angetrieben, da die 256 winzigen Lautsprecher in 16 einzelne Kanäle von Bewegungstönen organisiert sind. In der Arbeit >Sinusinus< wird wiederum das Künstliche und das Natürliche aufgegriffen. Echte Sinuswellen werden durch die mechanische Bewegung von Hämmern erzeugt, die gegen ungestimmte Stimmgabeln auf einer sich drehenden Trommel schlagen. Deren Amplituden und Frequenzen werden dann dazu genutzt, digitalisierte Aufnahmen der Stimmgabeln auszulösen, die anscheinend um zwei Säulen mit in mehrere Richtungen zeigenden Lautsprechern rotieren

Bewegung spielt in den Arbeiten also eine auch eine Rolle. Manchmal ist sie ele-mentar oder virtuell, wie beim >Windtuner<. An anderer Stelle kann sie mechanischer Art sein, wie etwa bei >Sinusinus<. Und bei diesem zuletzt genannten Werk gibt es die zusätzliche Bewegung der Transformation, einer großen Verschiebung vom Analogen zum Digitalen.

Nun konfrontiert Marek Goldowski mit seiner neuen Arbeit >sweet life< für den Vorgebirgspark wieder einmal die Natur mit sich selbst. Ein nicht vorhandener Baum, revisualisiert in der Akustik, wird durch elektronische Geräusche wieder zum Leben erweckt, die sein klangliches Gedächtnis in Erinnerung rufen. Der ehemalige Baum wird zu einem übermittelnden Ohr, das alles, was es gehört hat, wiedergibt; eine imaginäre Geschichte, die künstlich wiederhergestellt und mit der fortlaufenden, lärmenden Gegenwart kombiniert wird. Es bleibt abzuwarten, welche Auswirkung dies auf das Wachstumsverhalten des Bonsais haben mag. Im Namen der Wissenschaft wurden schon seltsamere Experimente durchgeführt!

Anthony Moore: Köln 2003

 VITA

 Austellungen bis 2002

1998        Fertigstellung des computergenerierten Films >Pictophonic i<

1999        Klanginstallation >lnsektenorchester + Singende Schuhe< im Garten des Beethovenhaus in Bonn im Sommer. Klanginstallation >Limbo< im Rahmen des Ausstellungs­projekts >Rochade< im Bismarckturm, Mühlheim a.d. Ruhr 16 Kanal Klanginstallation und Musikinstrument >Windtuner< Vorhang mit 256 Piezo-Schallwandlern. Zusammenarbeit mit Paolo Atzori und Anthony Moore

an dem multimedialen Tanztheaterstück >Full Play< in der Westerngasfabriek, Amsterdam.

2000      Position des Soundtracks für den Essayfilm >Der Bebuquin –
Rendezvous mit Karl Einstein< von Lilo Mangelsdorff im
Winter.

Soundtrack für den Experimentatfilm >Pylod< von Damian Heinisch.

2001      Soundtrack für den Film >Das Weisse Rauschen< von
Hans Weingartner

Klangkomposition für >E-Motion<, Videoinstallation von

Melita Dahl.

Zusammenarbeit mit Natalie Bewernitz für die interaktive

Klanginstallation + Performance >Encounter One<, Köln.

Soundtrack für den Dokumentarfilm >Groundspeed<

von Luzia Schmid.

>Combustion Construction< Klangperformance mit

Natalie Bewernitz im BBK Köln.

Soundtrack für Imagefilm 3M Deutschland von Jan Bonny.

>flora medialis<, >Steps< Unterwasserklanginstailation mit

Natalie Bewernitz Flora/Botanischer Garten Köln.

2002      Zusammenarbeit mit Natalie Bewernitz für die interaktive
Klanginstallation + Performance >Encounter One<, 2. Version
als frei h
ängende Glasplatte + MaxMsp-Programmierung,
K
öln.

>SINUSINUS< 64-kanalige Klanginstallation, Fuhrwerks­waage Köln.

Audio-Video-Installation >Die Leichtigkeit…< mit Natalie Bewernitz, Art Cologne.

 

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