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Raumfahrten

Raumfahrten bezeichnet der Kölner Bildhauer Max Scholz bei ironischer Verallgemeinerung seine elektrokinetischen Skulpturen und Installationen. Zwar sind vor allem von letzteren Werken der Raum und die Fahrt die elementaren Phänomene, jedoch führen erst ihre plastischen und elektrotechnischen Kompo­nenten deren bewegte Gestaltung aus, die häufig von einem charakteristischen Ort und Thema inspiriert ist. Wenn wir beispielsweise eine hohe Metallstange auf kurvigen Schienen durch einen gleichförmigen Stangenwald irren oder unzählige Miniautos über ein rechtwinkliges Straßennetz knapp aneinander vorbeisausen sehen, dann werden uns aktuelle Themen wie Autobahnen, das Messen und Durchmessen von Zeit und Raum in vielerlei Hinsicht bewusst. Diese und weitere gestalterischen Fragen, die den Zeitgenossen bewegen, setzt Max Scholz, wie wir an einem Septembersonntag im Kölner Vorgebirgspark sehen können, formal mit Ernst, Ironie und Humor um.

Im Südgarten“ des Parks, einer von Büschen und hohen Bäumen umfriedeten Rasenfläche, der ein schattiges Platanenplateau vorgelagert ist, erkennen wir ein zentral gelegenes Blumenbeet. Es misst vier mal sieben Meter und ist auf Wunsch des Künstlers mit weißen, an den Blütenrändern rosa auslaufenden Buschrosen in Reih und Glied bepflanzt. Um dieses florale Bild von Ordnung und Maß legte Scholz ein per Batterie elektrisch gespeistes Schienenkarree, auf dem, akkurat parallel zueinander, zwei Paar kleiner Fahrzeuge fahren und jeweils ein langes rotes Gummiband zwischen sich gespannt halten. Ein Team fährt in gemessenem Tempo die Länge, eines die Tiefe des rechteckigen Rosenbeetes ab, wobei die straffen roten Linien tief, aber in verschiedener Höhe über die weiße Blumenfläche hinweg streichen. Gespannt verfolgt der am Rande stehende Betrachter, wie die Gummibänder stetig sich verändernde Überkreuzungen und Koordinaten über den einzelnen Rosen bilden, gleichsam wie mit dem GPS deren Standorte markieren und stoisch querbeet“ weiterwandern, um das zwischen Pflanzgesetz und Naturtrieb ringende Blumenbild mal auf kleine Quadrate zu zoomen“, mal zu rechteckigen Ausschnitten zu öffnen. Am Ende ihrer Tour halten die mobilen Längen- und Breitengrade kurz am Rande inne, um alsdann ganz moderat wieder kreuz und quer“ zurückzufahren. Und so fort. Eventuell auftretende temporale Ungleichheiten der schienengeleiteten Gefährten“ werden elektronisch ausgeglichen. Die meditativ wirkende Bodenskulptur regt über ihre formale Entwicklung die Vorstellungskraft des Zuschauers an.

Als wollte er seinem Werk auf der stillen Wiese eine taktvollere Arbeit entgegenstellen, installierte Max Scholz eine spaßiger erscheinende im Geäst des nahen Platanenkarrees – nämlich einen pendelnden Besen, der kurz aber fleißig über den Erdboden hinweg fährt, als demonstriere er uns die Sisyphusarbeit des Waldauskehrens. Zumindest aber weist der wie ein Metronom taktierende Feger auf die regelmäßig notwendige Pflege der Parkanlage hin und mahnt unerbittlich zur Reinhaltung. Denn ganz im letzteren Sinne muss diese Parkuhr“ vom Besucher, der sicherlich kein langes Pausieren duldet, den Anstoß dazu erhalten, sich in Bewegung zu versetzen! Das Kunstwerk erinnert an eine frühere, aber elektrisch angetriebene Kehrarbeit von Scholz, in der hingegen einem gleichfalls ortsverbundenen und emsig pendelnden Besen wahrhaft entgegenkommend der auf Schienen fahrende Fußboden untergeschoben und somit die Arbeit nahe gebracht wird!

Kurz gesagt: Max Scholz‘ kinetische Werke zeigen uns, dass Motion mit Emotion zusammenhängt. Die Gedanken sind frei!

Gerhard Kolberg

Vita

1955—————geboren in Bonn

1972-1976——Studium Bildhauerei Fachhochschule Köln für Kunst und Design

Lebt und arbeitet in Köln

Ausstellungen 2005 – 2000 (Auswahl)

 Flottmann-Hallen, Herne (K)

Kunst im Vorgebirgspark, Köln (K)

Kunstspektrum, Krefeld

Raum für Kunst, Aachen (K)

museum mobile, Audiforum Ingolstadt Kunstverein Viernheim

Maximiliansforum, München

Kestner Gesellschaft Hannover (K)

Rheinisches Landesmuseum Bonn (K) stadtkunstbonn

Haus der Kunst, München (K)

Moltkerei Werkstatt, Köln

Glaskastenmuseum Marl (K)

Artothek München

Adresse

Wilhelmstraße 11

50996 Köln

Kontakt:

e-mail: raumfahrt@max-scholz.de

www.max-scholz.de

 

 

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