BILDERGALERIE

Ohne Titel

In der unbetitelten Arbeit von Christiane Rasch geht es unter anderem um Formen der Transparenz, Innen und Außen, Künstliches und Natürliches, Offensichtliches und Verborgenes, sich bedingende und ergänzende Gegensätze. Eine Baumgruppe etwas unterhalb des Baumhofes auf der sich anschließenden Wiese ist der Schauplatz der Installation. Von außen, aus der Entfernung gesehen besteht diese Arbeit aus einem einfachen Eingriff. Drei Linden bilden, durch ein fünfzig Zentimeter breites Folienband verbunden, die Eckpunkte eines aus dem umgebenden Park abgetrennten Bereichs. Wie Fundstücke sind die Bäume in diese Arbeit integriert, sie sind zugleich deren faktische Träger und wesentliche formale und inhaltliche Elemente dieses Raumgefüges. Gleich einem anfangs- und endlosen Band sind mehrere Lagen Stretchfolie um die Stämme gelegt und werden durch die Eigenspannung des Kunststoffes dort gehalten. Aufgrund des zur großen Wiese hin leicht abschüssigen Geländes differiert der Abstand zwischen dem Boden und der exakt waagerecht gespannten Folie. Größtenteils auf Kopfhöhe verlaufend verändern sich ihre Erschei¬nung, ihre Farbe und Dichte mit den jeweiligen Lichtverhältnissen und dem Standort des Betrachters.

Der Blick in das Innere dieses dreieckigen Areals wird durch die helle, zumindest teiltransparente Folie irritiert. Stärker aber noch modifiziert er die Aussichten aus dem Innenraum, in den nur gebeugt zu gelangen ist. Lichtreflexe, Unscharfen, Trübungen, Verfärbungen prägen den Blick durch die Folie. Sie lässt das Gesehene verschwimmen, rückt es in eine gewissermaßen malerisch anmutende Ferne, der umgebende Park wird zu einem Bild, zum Umraum. Diese Veränderung eines Teils des Sehfeldes bedingt wesentlich die Wahrnehmung des eingefassten Bereichs als Innenraum. Eine zusätzliche Differenz zwischen Innen und Außen zeigt sich beim Blick auf den Boden: hier ist er sorg¬fältig geharkt, hebt sich vom umgebenden, unbearbeiteten Rasen dort ab.

Augenfälliger als diese diskreten Grenzziehung sind Kontraste wie der zwischen der Glätte der ins Rosa spielenden silbrig-hellen Folie und dem Rauen der Baumrinde, ein Gegensatz zwischen Natürlichem und Künstlichem, der sich in zwei weiteren Elementen der Arbeit variierend fortsetzt. An zwei der drei in diesen Raumausschnitt verwickelten Bäume lehnen rechteckige Platten. Beide bestehen aus dem Naturstoff Holz, was der größeren der beiden, einer zu Bauzwecken gefertigten unmittelbar, ihrem kleineren Pendant, einer dunklen Siebdruckplatte kaum noch anzusehen ist. So lehnt Holz an Holz, treffen funktionale Materialien, zwei sorgfältig bemessene Flächen auf die gewachsenen Volumina der Bäume, die ihrerseits als kultivierte Natur im Kunstraum eines Parks gedeihen. Beide Platten sind mit Färb- und Richtungsmarkierungen versehen. Die dunkle Siebdruckplatte teilt ein leicht vertieftes silbrig-metallisches Band. Vertikal verlaufend akzentuiert es die Senkrechte der Baumstämme. Die Horizontale betont eine ungefähr auf Augenhöhe platzierte, gesprayte pinkfarbene Linie – eine Markierungsfarbe für Wald- und Bauarbeiten -die den Baum und die daran lehnende helle, gemaserte Bausperrholzplatte verbindet.

So einfach und übersichtlich die Arbeit anmutet, auf einen Blick ist dieses Naturkunstraumstück nicht zu sehen. Fundamental und einfach sind Körperbewegungen und Wahrnehmungen, die sich während der Beschäftigung mit Christiane Raschs ohne Titel wie von selbst im Laufe der Zeit ergeben: Gehen in ver¬schiedenen Geschwindigkeiten, mit unterschiedlichen Schrittlängen, Beugen und Aufrichten des Körpers, Drehungen, Vor- und Zurückschauen, Nah- und Fernsicht, Herein- und Herausblicken, um nur einige zu nennen. Werk- und Selbstwahrnehmung ergänzen und bedingen sich wechselseitig; im sich dabei zeigenden Miteinander der Gegensätze, in der Fülle der Einzelheiten scheint die Ahnung eines (unmöglichen) Ganzen auf.

Jens Peter Koerver

VITA

Vita

1971 —————-geboren in Krefeld

1993 – 2001——–Studium an der Kunstakademie Düsseldorf bei Karl Kneidl,

———————-A.R. Penck und David Rabinowitch Meisterschülerin

———————-lebt und arbeitet in Köln

Stipendien und Preise

1996—————-Stipendium der Aldegrever Gesellschaft

1998—————-Kunstpreis der Stadt LeLocle, Schweiz

2007—————-Stipendium Künstlergut Prösitz

2008—————-Stipendium des Landes NRW für Bildende Künstlerinnen mit Kindern

Einzelausstellungen

1998—————-Kunstmuseum im Ehrenhof, Tonhalle Düsseldorf

2002—————-Forum Bildender Künstler, Essen (mit T. Lazarevitc)

2003—————-Galerie Brüsten, Pavillon, Wuppertal

———————-Ausstellungsreihe Stephanienstraße, Düsseldorf

2005—————-31 Grad Nord, 81 Grad Ost, Galerie Konrad Mönter, Meerbusch

2006-—————5700 Meter und darunter, Kunstraum 28130, Köln

2007—————-Galerie plan.d., Düsseldorf (mit Utta Hagen)

———————-Perle, Laden-Gedan, Malkasten, Düsseldorf (mit Mirko Tschauner)

Gruppenausstellungen (Auswahl)

1996—————-Große Kunstausstellung NRW, Kunstpalast im Ehrenhof, Düsseldorf (K)

1998—————-Musee des Beaux-Arts, LeLocle, Schweiz (K)

———————-Märkisches Stipendium 1999, Städtische Galerie Lüdenscheid

1999—————-Symposion Linie, Lüdenscheid  (K)

2000—————-Biennale Kleinplastik, Hilden  (K)

———————-Märkisches Stipendium 2001, Städtische Galerie Lüdenscheid

2001—————-Bergische Kunstausstellung, Museum Baden, Solingen  (K)

———————-Ida Gerhardi Preis, Städtische Galerie Lüdenscheid

2002—————-Übersicht, Westdeutscher Künstlerbund, Museum Bochum  (K)

———————-Kopf, Kammgarn / Forum Vebikus, Schaffhausen, Schweiz

2003—————-Raumbezug, Altes Museum BIS, Mönchengladbach

———————-Real Presence 3, Muzej 25 maj, Belgrad, Jugoslawien

2005—————-Bergische Kunstausstellung, Museum Baden, Solingen  (K)

———————-Städtische Galerie Remscheid

2006—————-Happy End, Laden, Düsseldorf Korrelat, Raum KX., Hamburg

2007—————-Grauzone, BEST Kunstraum, Essen

2008—————-Stipendiatinnen Künstlergut Prösitz, Klosterkirche St.Augustin, Grimma

———————-Tibethaus Deutschland, Frankfurt a.M.

(K) = Katalog

Adresse

Falderstraße 18

50999 Köln