BILDGALERIE

paradeisos

Ein Paradiesgärtlein ist der sogenannte Immergrüne Garten, der nördlichste Sondergarten des Vorgebirgsparks in Köln, vielleicht nicht gerade, aber doch zweifellos ein ruhiger, beschaulicher und erholsamer Ort mitten im städtischen Getriebe. Dennoch – und mit gutem Grund – hat die in Köln lebende Künstlerin Claudia Larissa Artz ihrem ebendort platzierten Beitrag zur „Vorgebirgspark Skulptur 2015“ den Titel „paradeisos“ gegeben. Das griechische Wort geht auf das altpersische pairi-daēza zurück, das so viel bedeutet wie „umgrenzter Bereich“. Er stammt womöglich von den assyrischen Palastgärten her und wurde in der Antike für umfriedete, gestaltete, teilweise mit exotischen Tieren belebte Gartenanlagen verwendet. Folgerichtig wurde der Garten in Eden, die Wohnstätte von Adam und Eva, dem ersten Menschenpaar, von dem im 1. Buch Moses die Rede ist, in der griechischen Übersetzung zum „Paradies“.

Ein „umgrenzter Bereich“ ist der teilweise von einer Buchenhecke umschlossene und im Inneren von zwei dichten Eibenreihen geteilte Immergrüne Garten in weit höherem Maße als die anderen Sondergärten des Vorgebirgsparks. Obwohl Fritz Encke (1861-1931), der Gartenarchitekt, der den Park als ersten modernen Volkspark Kölns entworfen und angelegt hat, sich dabei am Vorbild englischer Landschaftsgärten orientierte, erlaubte er sich beim Entwurf des Immergrünen Gartens mit seinen vier von Hecken umsäumten Sitznischen und der geometrischen Gliederung des Rasens gewisse Rückgriffe auf die Gartengestaltung des Barock. Dabei durfte auch ein Springbrunnen im zentralen Schnittpunkt der Wege mitten im tiefer gelegten Rasenareal nicht fehlen, wo sich heute allerdings ein mit Schilf bestandenes Rundbeet befindet. Als Ort für ihren künstlerischen Beitrag fand Claudia Artz diesen Parkteil besonders reizvoll wegen des ausgeprägten Kontrasts zwischen Naturformen und Geometrie, wie er sich besonders anschaulich im Verhältnis zwischen den organischen Wuchsformen der üppigen Eiben und den vier leeren, gemauerten und verputzten Sockeln zeigt, auf denen einst neobarocke Figuren spielender Putten platziert waren.

Claudia Artz ist Malerin, hat jedoch auch eine Ausbildung zur Innenarchitektin absolviert und hegt zudem ein ausgeprägtes Interesse für die Gartenkunst verschiedener Zeiten und Kulturen. Alle diese Interessen finden in ihrem „paradeisos“-Projekt auf ideale Weise zusammen

Zur gedanklichen Vorbereitung auf ihren Beitrag hat die Künstlerin eine Reihe von prägnanten Zitaten aus der Literatur zur Gartengestaltung in unterschiedlichen Kulturkreisen zusammengestellt. Von besonderer Bedeutung sind dabei die Analysen traditioneller japanischer Gärten, bei denen sich die rationale Geometrie der Anlagen, die Herrschaft des rechten Winkels, mit den irregulären, naturhaften Formen von Pflanzen und Steinen zu einer höheren Synthese, einer idealen Harmonie verbinden sollen. Als Malerin ist Claudia Artz auch fasziniert von einer Schilderung, der zufolge der mexikanische Architekt Luis Barragán, der ganz dezidiert mit farbigen Architekturelementen arbeitete, einst eigens eine gelb gestrichene Mauer habe errichten lassen, damit sich vor ihrem Hintergrund der Schatten eines wild wachsenden Pfefferbaums umso beeindruckender abzeichnen konnte.

Geometrische Elemente, rechter Winkel, Farbe – das sind auch die entscheidenden Elemente des Projekts, das Claudia Artz für die „Vorgebirgspark Skulptur“ entworfen hat. Die Grundidee besteht darin, die Gegebenheiten im Immergrünen Garten durch den Einsatz von acht farbigen plastischen Elementen zu akzentuieren und durch die so entstehenden Sichtachsen und Farbklänge neu erlebbar zu machen. Diese geometrisch geformten Farbkörper unterschiedlicher Ausrichtung und Größe stellen eine perfekte Verbindung aus Malerei und Skulptur dar. Es handelt sich dabei um überwiegend längliche, rundum mit Jute bespannte und monochrom mit Pigmenten und Acrylbinder bemalte Objekte, die, auf jeweils zwei braun lasierten Kanthölzern aufgestellt oder auch direkt auf die Rasenfläche gelegt werden. Die Malerei auf den Objekten ist sehr offen und direkt, im Nahblick lässt sich die Gewebestruktur der Jute deutlich erkennen. Die Farbpalette der Objekte umfasst zarte Rot- und Rosétöne, Magenta, zwei Gelbwerte (Hansa- und Cyperngelb), Olivgrün, ein dunkleres Coelin- sowie ein sehr helles, zartes Kupferblau – alles unaufdringliche, sensible Farbwerte, die sich entweder kontrastiv oder durch Ähnlichkeit sehr gut in das im Immergrünen Garten vorherrschende Farbklima einfügen. An ausgesuchten, für das Erleben des Gartens strategisch wichtigen Punkten, im Eingangsbereich, zwischen den Eiben, auf zweien der Skulpturensockel und auf dem Rasen sind sie so platziert, dass sich beim Durchwandern des Gartens immer neue Perspektiven, Verbindungen, Farbbeziehungen und Kontraste ergeben. Geometrie und Naturform, Farbe und Raum, Park und Betrachter werden so als Gesamtheit erlebbar.

Peter Lodermeyer

VITA

1969                    geboren in Bad Nauheim

1969                    lebt und arbeitet in Köln

2008 – 2014  —   Dozentin an der Akademie für Kommunikationsdesign, Köln, Freihandzeichnen, Farblehre

2000 – 2006  —   Kunstakademie Düsseldorf, Studium der Freien Malerei, Meisterschülerin von Prof. Helmut Federle

1990 – 1996  —   Studium der Innenarchitektur, Hochschule für Technik, Wirtschaft und Gestaltung,Trier, Diplom Ingenieurin der Innenarchitektur

1988 – 1989  —   Auslandsaufenthalt in Paris, Frankreich

1988 – 1989  —   Reise nach New York, Washington

1988 – 1989  —   Cours de Civilisation Française de la Sorbonne, Paris

1988 – 1989  —   Studium der Sprache, Literatur

Stipendien

1995                   DAAD, Gruppenstipendium, Kansas State University, USA, zum Studium der Innenarchitektur, Zeichnen und Bildhauerei

1993                   ERASMUS, National College of Art & Design in Oslo (N)

1993                   Studium der Innenarchitektur, Freier Malerei, Aktzeichnen und Bildhauerei

Einzelausstellungen (Auswahl)

2015                   Mysterienspiel, Art One On One, Köln

1993                   diversification, Galerie Kunstraum 21, Bonn

2013                   Gloriole and other paintings, studio 14, Köln

2012                   River und andere Tafelbilder, Quartier am Hafen, Köln

1993                   Bildnische-Tokonoma, krause kunst raum, Köln

2011                   Melody Of Structures, studio14, Köln

2010                   Lob des Raumes, studio14, Köln

1993                   Malerei, Saltus, Ludwig Mies van der Rohe HE-Gebäude der Verseidag, BKK futur, Krefeld

2009                   Saltus, Galerie Kunstraum 21, Köln

2008                   Emaki, studio 14, Köln

2007                   Makoto, Galerie Leßmann & Lenser, Aschaffenburg

2006                   Malerei, Galerie Kunstraum 21, Köln, www.galerie-kunstraum21.de

2002                   L’espace Libre, zwischen Licht und Schatten, Lufthansa Galerie Köln

Gruppenausstellungen (Auswahl)

2015                   paradeisos, Vorgebirgspark Skluptur Köln mit Ines Hock, Anja Hoinka, Gereon Krebber, Petra Siering

1993                   Gruppenausstellung mit Eva-Maria Kollischan, Alke Reeh, Spam Contemporary, Düsseldorf

2014                   Das dritte Bild, mit Ulla Bönnen, Thomas Kemper, Wolfgang Lüttgens, zone B, Berlin

1993                   Wiedersehen, mit Ulla Bönnen, Thomas Kemper, Wolfgang Lüttgens, zone  E,Essen

2013                   in Bonn IV, mit Ralph Bageritz, Gabriele Heider, Johanna Hess, Galerie Kunstraum 21, Bonn

2012                   Gruppenausstellung mit Hella Berent, Andrea Morein, Uta Rings, Galerie Kunstraum 21, Köln

2011                   ABC, Translations, mit Annika Sjörgren & Bernd Petri, Gutshof Gaienhofen Horn

2011                   What is real, Kunstsalonstiftung, Lesung im Quatier am Hafen, Köln

2011                   Re-sketching Boz, mit Andrea Artz, Julie Fiala, Jon Aye’s, Livia Garcia, The Charles Dickens Museum, London, UK

2007                   Künstler der Galerie, Galerie Kunstraum 21, Köln

1993                   new abstract painting, Exile on Cottage Street, Düsseldorf

2005                   Bilder, Briefe, Noten LV, Autorengalerie 1, München