Das Werk des in Köln lebenden Künstlers Wolfgang Lüttgens steht quer zu allen gängigen Gattungszuordnungen. Seine Arbeiten können zugleich zeichnerische, fotografische, malerische und plastische Aspekte in sich vereinen, ohne dass sie sich einem Medium eindeutig zuordnen lassen. Indem er seine künstlerischen Mittel und Optionen möglichst vielfältig anlegt, mit digitalen wie mit analogen Techniken gleichzeitig arbeitet, mit Zwei- wie mit Dreidimensionalität, hat sich Lüttgens ein enorm weites Arbeitsfeld eschaffen. Das zeigt sich auch in seinem Beitrag zur Vorgebirgspark Skulptur 2022.
Im Staudengarten, dem südlichsten Sondergarten des Vorgebirgsparks, einer offenen, von Bäumen gesäumten Wiesenfläche mit rechteckig eingefasstem Staudenbeet, hat Lüttgens drei unterschiedlich große Vitrinen aufgebaut. Das Wort „Vitrine“ ist aber sogleich zu relativieren, weil der Variantenreichtum dieser drei Formen erkennen lässt, dass es sich dabei keineswegs nur um praktische Präsentations-„Möbel“ handelt, sondern um sorgfältig arrangierte plastische Gebilde.
Das ausladendste dieser drei ist ein flacher, schubladenartiger Schaukasten aus MDF, der auf zwei geweißten Holzböcken positioniert und mit einer durchsichtigen Acrylglasplatte abgedeckt ist. Vertikal ausgerichtet ist hingegen die dreistöckige Stapelung von Plexiglasquadern, die von einem Tischchen mit quadratischer weißer Platte und schwarzen, schlanken Metallbeinen getragen wird. Das dritte Objekt besteht aus einer bodennah angeordneten weißen Platte, auf der, deutlich aus der Mitte verschoben, ein Acrylglasquader gestellt ist.
Wenn man in den Staudengarten kommt, wird man zunächst diese drei Vitrinenobjekte bemerken, die in so großer Distanz zueinander stehen, dass sie nicht als Ensemble, sondern als drei separat zu betrachtende Einzelformen wahrgenommen werden. Aufgrund ihrer unterschiedlichen Ausrichtung und Positionierung fordern sie entsprechend unterschiedliche Blickhaltungen. Im Näherkommen bemerkt man bald, dass in ihnen diverse Exponate präsentiert werden, unter jedem der insgesamt vier Acrylglashauben befindet sich jeweils ein plastisches Objekt, während in der MDF-Vitrine ein genau arrangiertes Ensemble unterschiedlicher Papiere in verschiedenen Farben zu sehen ist. Bei all dem handelt es sich um Ausdrucke von Fotografien, die – teils offensichtlich, teils nur mit Mühe erkennbar, teils nur erahnbar – Motive aus dem Park zeigen, die zu verschiedenen Jahreszeiten aufgenommen wurden: das Wasserbecken im Rosengarten, verschiedene Pflanzen, eine Rose im Nahblick, ein Kastanienblatt, das kahle Astwerk mehrerer Bäume vor grauem Himmel.